August GRUBER, am 13. April 1894 in Aurolzmünster im Innviertel geboren und katholisch getauft, war Fahrdienstleiter der Salzburger Eisenbahn- und Tramway-Gesellschaft (heute Lokalbahn).
Er lebte seit 1917 in Salzburg und heiratete die in Piding geborene Maria Neuhauser, eine Schwester der Christine NEUHAUSER.
Das Ehepaar GRUBER hatte eine Tochter, die 1922 in Salzburg geborene Margarethe. Die nach österreichischem Recht in der Stadt Salzburg heimatberechtigte Familie wohnte im Haus Sigmundsplatz 2, vierte Etage (jetzt Herbert-von-Karajan-Platz).

Der Eisenbahner August GRUBER zählte zu den wenigen Aktivisten des organisierten Widerstandes in Salzburg, die in der Altstadt wohnten. Er war Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und ihres Republikanischen Schutzbundes, überdies aktiver Gewerkschafter (Vertrauensmann der Eisenbahner) bis zum Verbot aller Arbeiterorganisationen durch die österreichische Diktatur im Februar 1934.

Er wurde unter dem Austrofaschismus wegen seiner gewerkschaftlichen Aktivität, somit aus politischen Gründen zwangspensioniert und unter dem NS-Regime wegen Personalmangels wieder bei der Lokalbahn als Fahrdienstleiter eingestellt.

Im Verlauf des Jahres 1939 gelang es dem in der Reichsbahnwerkstätte Salzburg beschäftigten Metalldreher Engelbert WEISS, die unter der österreichischen Diktatur zerschlagene Organisation der Revolutionären Sozialisten zu reaktivieren und entlang den verzweigten Schienenwegen im Land Salzburg auszubauen, wobei ihm die Eisenbahner August GRUBER, Alfred Reska und Karl Seywald als Vertrauensleute zur Seite standen.

August GRUBER hatte im Bereich der Lokalbahn eine RSÖ-Gruppe aufgezogen, 16 Arbeitskollegen, ehemalige Angehörige der Sozialdemokratie und der Freien Gewerkschaft, für die Revolutionären Sozialisten geworben und Geld für die in Not geratenen Genossen gesammelt.

Der Eisenbahner Anton GRAF fungierte als Verbindungsmann zwischen der Salzburger RSÖ-Leitung und den Spitzenfunktionären in Wien, Tirol und Bayern, die ihre konspirativen Aktivitäten zu koordinieren versuchten. Bekannt ist überdies, dass die bayrischen Widerstandskämpfer Hermann Frieb und Josef (Bebo) Wager in den ersten Kriegsjahren, zuletzt Anfang 1942, in den Wohnungen von Anton GRAF und Engelbert WEISS an konspirativen Gesprächen teilnahmen.

Derweilen war es einem Gestapomann aus Bayern gelungen, in das Widerstandsnetz einzudringen. Der im August 1941 nach Salzburg zugezogene Gestapo-Beamte Josef Kirschner agierte als verdeckter Ermittler in den konkurrierenden Gruppen der KPÖ und RSÖ, denen es misslungen war, sich zusammenzuschließen und damit die Widerstandsbewegung zu stärken.

Anfang des Kriegsjahres 1942 vermochte die Gestapo zunächst die beiden Widerstandsgruppen in Salzburg und schließlich das gesamte überregionale Widerstandsnetz aufzurollen und zu zerschlagen.
Die verhafteten RSÖ-Mitglieder, rund 85 aus Stadt und Land Salzburg, vorwiegend Eisenbahner, denen weder Waffengebrauch noch Sabotage nachgewiesen werden konnte, wurden ausnahmslos wegen »Vorbereitung zum Hochverrat« angeklagt.

Bemerkenswert ist dabei, dass in den Anklagen und Todesurteilen gegen die RSÖ-Aktivisten Anton GRAF, August GRUBER und Engelbert WEISS die Beschuldigung fehlt, sie hätten das Ziel verfolgt, »die Alpen- und Donaugaue [Österreich] vom Reich loszureißen« – eine Beschuldigung, die vornehmlich in den Urteilen gegen KPÖ-Aktivisten zu lesen ist.
Die illegale KPÖ hatte sich – im Gegensatz zu den Revolutionären Sozialisten Österreichs – die Wiederherstellung der Unabhängigkeit Österreichs bereits im »Anschluss«-Jahr 1938 zum Ziel gesetzt, womit sie ihrem Widerstand gegen das NS-Regime eine betont österreichisch-patriotische Orientierung gab.
Der »Volksgerichtshof« definierte die Revolutionären Sozialisten jedoch ebenfalls als marxistische Organisation, die auf den »Sturz des Nationalsozialismus« hinzuwirken versuchte, und dies speziell nach dem Angriff auf die Sowjetunion, was als besonders erschwerend galt.

Der am 5. Februar 1942 verhaftete August GRUBER wurde am 26. Dezember 1942 vom Gefangenenhaus des Landesgerichtes Salzburg in das Zuchthaus Berlin-Plötzensee überstellt und am 8. Jänner 1943 in der Berliner Zentrale des »Volksgerichtshofes« (6. Senat unter dem Vorsitz des »Volksgerichtsrats« Walter Hartmann) wegen »Vorbereitung zum Hochverrat« zum Tode verurteilt – mit folgender Begründung:

Der Angeklagte ist offensichtlich ein verbissener Feind des Nationalsozialismus. Obwohl er in der Systemzeit [Austrofaschismus] wegen seiner politischen Betätigung pensioniert und sofort nach der Wiedervereinigung Österreichs mit dem Reich wieder in seine alte Stellung eingesetzt worden war, hat er ohne jeden Anlass während des Krieges, ja selbst nach Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion, in führender und gefährlicher Weise auf den Sturz des Nationalsozialismus, der ihm wieder ausreichenden Verdienst gebracht hatte, hingearbeitet.
Er ist dabei, wenn auch noch im Jahre 1940, sogar ernsthaft bereit gewesen, mit den Kommunisten zusammenzuarbeiten. Durch seine Betätigung hat er sich selbst aus der Volksgemeinschaft ausgeschlossen. Seine Unbelehrbarkeit und Gefährlichkeit verlangen im Interesse der Sicherheit des Reiches seine Ausmerzung.

Am 23. März 1943 wurde August GRUBER 48-jährig in Berlin-Plötzensee hingerichtet – ein amtlich protokollierter Vorgang:

Um 18.36 Uhr wurde der Verurteilte, die Hände auf dem Rücken gefesselt, durch zwei Gefängnisbeamte vorgeführt. Der Scharfrichter Röttger aus Berlin stand mit seinen drei Gehilfen bereit.
Der Verurteilte, der ruhig und gefasst war, ließ sich ohne Widerstreben auf das Fallbeilgerät legen, worauf der Scharfrichter die Enthauptung mit dem Fallbeil ausführte und sodann meldete, dass das Urteil vollstreckt sei.
Die Vollstreckung dauerte von der Vorführung bis zur Vollzugsmeldung 18 Sekunden.
Widerstand und Verfolgung in Salzburg 1934 – 1945, Band 1, S. 278

Mindestens 79 Aktivistinnen und Aktivisten, davon 29 Eisenbahner, aus den kommunistischen und sozialistischen Widerstandsgruppen in Stadt und Land Salzburg kamen in Konzentrationslagern oder Zuchthäusern zu Tode, darunter zwölf RSÖ-Genossen: Valentin AGLASSINGER, Karl BÖTTINGER, Anton GRAF, August GRUBER, Konrad LORENZ, Josef MACKINGER, Josef PFEFFER, Franz ROIDER, Johann WAGNER und Engelbert WEISS sowie die beiden Eisenbahner Georg Klappacher und Johann Pramer aus Hallein.

Nach der Befreiung Salzburgs starb Karl RINNERTHALER an den Haftfolgen. Die 16 Arbeitskollegen der Lokalbahn, die August GRUBER für die Revolutionären Sozialisten geworben hatte, überstanden die Terrorjahre.
Der Lokalbahn-Fahrdienstleiter Johann Dornstauder, der ebenfalls die Befreiung erlebte, wurde allerdings im November 1945 während seines Dienstes am Lokalbahnhof Itzling von Benzindieben ermordet.

Im Jahr 1947 wurde auf Initiative sozialistischer Gemeinderäte im Stadtteil Itzling ein Verkehrsweg entlang der Lokalbahn nach August GRUBER benannt.
Seine Tochter Margarethe bekam im Dezember 1945 einen Sohn und seine Witwe Maria hatte als Hinterbliebene im befreiten Österreich Anspruch auf Opferfürsorge. Sie starb 85-jährig in Salzburg.

Seit 13. Oktober 1997 stehen die Namen von drei ermordeten Eisenbahnern der Lokalbahn auf einer Gedenkplatte im Lokalbahnhof (im Souterrain des Hauptbahnhofes Salzburg): Alois Auer (KPÖ Lamprechtshausen-Bürmoos), August GRUBER (RSÖ) und Rudolf HARTL (KPÖ).
Auf der Gedenkplatte fehlt somit ein ermordeter Lokalbahner, den Rudolf HARTL für die illegale KPÖ geworben hatte: Alois HATTINGER.

Quellen

  • Stadt- und Landesarchiv Salzburg
  • Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW)
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 21.07.2010 in Salzburg, Herbert-von-Karajan-Platz 2

<p>HIER WOHNTE<br />
AUGUST GRUBER<br />
JG 1894<br />
IM WIDERSTAND<br />
VERHAFTET 6.2.1942<br />
BERLIN-PLÖTZENSEE<br />
HINGERICHTET 23.3.1942</p>
Zum Gedenken an die mutigen Lokalbahner, welche in der Zeit des nationalsozialistischen Terrors 1938 – 1945 für ein freies und demokratisches Österreich eintraten.

Besonders gedacht sei den Männern, die ihre Haltung mit dem Leben bezahlten.

Alois Auer (1900 – 1943), August Gruber (1894 – 1943), Rudolf Hartl (1909 – 1943)

Gedenkplatte im Untergeschoss des Salzburger Hauptbahnhofs Foto: Gert Kerschbaumer

Alle Stolpersteine: Herbert-von-Karajan-Platz 2