Valentin AGLASSINGER, geboren am 14. Februar 1886 in St. Pantaleon, Bezirk Braunau am Inn, war Eisenbahner und Politiker in der einst selbständigen Gemeinde Gnigl, die von 1922 bis 1934 einen sozialdemokratischen Bürgermeister hatte: Christian Laserer, der ebenfalls Eisenbahner war.

Valentin AGLASSINGER, der mit seiner Frau Anna in Gnigl, Turnerstraße 10 (Ecke Wüstenrotstraße) wohnte, war aktiver Gewerkschafter und Sozialdemokrat, Obmann seiner Ortsgruppe Gnigl und Mitglied des Gemeinderates in Gnigl bis zum Verbot der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei im Februar 1934.

Unter dem Austrofaschismus zählte AGLASSINGER zur Widerstandsgruppe »Revolutionäre Sozialisten Österreichs« (RSÖ), was polizeibekannt war. Er galt daher unter dem nationalsozialistischen Regime als »politisch vorbelastet«, weshalb ihn die Gestapo observieren ließ.

Dokumentiert ist außerdem, dass Valentin AGLASSINGER am 15. März 1943 – ein Jahr nach der Zerschlagung der von Engelbert WEISS geleiteten »Revolutionären Sozialisten« in Salzburg – von der Gestapo verhaftet und wegen »Vorbereitung zum Hochverrat« angeklagt wurde.

Vor Gericht beteuerte Valentin AGLASSINGER, kein Mitglied einer Widerstandsgruppe gewesen zu sein, wohl aber Geld für kranke und in Not geratene Arbeitskollegen gespendet zu haben. Es scheint, dass ihm das Gericht Glauben schenkte, da sein Strafverfahren am 19. Jänner 1944 mit einem Freispruch endete. 1

Die Gestapo missachtete den gerichtlichen Freispruch und ließ den im Polizeigefängnis inhaftierten Valentin AGLASSINGER am 19. April 1944 in das KZ Dachau deportieren.

Valentin AGLASSINGER wurde am 7. Februar 1945, kurz vor seinem 59. Geburtstag, in Dachau ermordet. Daraufhin erhielt seine Ehefrau Anna in Salzburg eine zynische Mitteilung der KZ-Kommandantur: »Ich spreche Ihnen zu diesem Verlust mein Beileid aus.«

1947, zwei Jahre nach der Befreiung Salzburgs, starb seine Ehefrau Anna. Im selben Jahr wurde nach Valentin AGLASSINGER eine Straße im Stadtteil Gnigl benannt.

1 Valentin AGLASSINGERS Kollege Karl BÖTTINGER, Mitglied der Revolutionären Sozialisten Österreichs (RSÖ), der im selben Strafverfahren am 19. Jänner 1944 zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt wurde, kam am 17. November 1944 beim Entschärfen von Zeitzünderbomben auf dem Max-Ott-Platz zu Tode.

Quellen

  • Archiv der Diözese Linz und der Erzdiözese Salzburg: Matrikenbücher
  • Stadt- und Landesarchiv Salzburg: Melderegister, Opferfürsorgeakten
  • Arolsen Archives: Sterbeurkunde
  • KZ-Gedenkstätte Dachau: Mitteilung 5. 11. 2009
  • Widerstand und Verfolgung in Salzburg 1934-1945, Band 1, Wien 1991, S. 284, 298-300, 610
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 23.03.2012 in Salzburg, Turnerstraße 10 (Ecke Wüstenrotstraße)

<p>HIER WOHNTE<br />
VALENTIN<br />
AGLASSINGER<br />
JG. 1886<br />
IM WIDERSTAND<br />
VERHAFTET 15.3.1943<br />
DEPORTIERT 19.4.1944<br />
DACHAU<br />
ERMORDET 7.2.1945</p>
Foto: Gert Kerschbaumer Foto: Gert Kerschbaumer

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