Anna REINDL, geborene Hofer, geboren am 14. Mai 1903 in Krimml, Ehefrau des Anton REINDL (Sohn Anton jun.), leitete ab 1940 eine illegale kommunistische Frauengruppe, der auch die in Berlin-Plötzensee hingerichtete Rosa HOFMANN angehört hatte.
Die Frauen trafen sich zu Diskussionen und Schulungsvorträgen, sammelten Geld für die in Not geratenen Familien ihrer Widerstandsgruppe und verteilten Flugschriften, die gegen Krieg und Faschismus gerichtet waren.
Anna REINDL wurde am 26. Januar 1942 verhaftet, im März 1942 als erste von sechs widerständigen Frauen aus Salzburg nach Auschwitz deportiert und dort 39-jährig am 24. August 1942 ermordet.1
Anton REINDL, geboren am 18. Dezember 1903 in Salzburg-Itzling, Monteur beim Telegrafenbauamt in Salzburg, war Organisator des illegalen kommunistischen Widerstandes gegen das NS-Regime in Salzburg. Die Tätigkeit der Ortsgruppen und Zellen im Land Salzburg umfasste Sammlungen von Unterstützungsgeldern, antifaschistische Schulungen, die Herstellung und Verbreitung von Flugschriften.
Sabotage wurde nicht gebilligt. Anfang 1942 gelang es der Gestapo durch Einschleusen eines Spitzels, die – nach der Einberufung Franz OFNERs – von Anton REINDL geleitete illegale Landesorganisation der KPÖ aufzurollen und zu zerschlagen. Von allen Widerstandsgruppen erbrachte die KPÖ die größten Opfer2.
Anton REINDL wurde am 26. Januar 1942 verhaftet, am 6. April 1943 – gemeinsam mit seinen Genossen Heinrich AUER, Karl SCHALLMOSER und Anton SCHUBERT – vom »Volksgerichtshof« (6. Senat unter dem Vorsitz Walter Hartmanns im Schwurgerichtssaal des Landesgerichts Salzburg) wegen »Zersetzung der deutschen Wehrkraft in Verbindung mit landesverräterischer Begünstigung des Feindes und Vorbereitung zum Hochverrat« zum Tode verurteilt und 40-jährig am 8. Juli 1943 in München-Stadelheim hingerichtet.
Anton REINDL jun., geboren am 5. 8. 1927 in Salzburg, litt unter dem Tod seiner Eltern, unternahm einen Fluchtversuch nach Amerika, wurde an der Grenze verhaftet, nach Salzburg zurückgebracht, unter die Vormundschaft des Stadtjugendamtes gestellt und mit folgender Begründung am 9. Februar 1944 in die Staatserziehungsanstalt Rebhof in Bayern eingeliefert:
Reindl leistete den HJ-Dienst nicht mehr und nahm allmählich Verbindung mit Gleichaltrigen und Gleichgesinnten auf, sodass sich allmählich eine Clique bildete, die besondere Vorliebe für Jazzmusik und Tanzvergnügen zeigte und eine ausgesprochene Gegnerschaft der HJ darstellte.
Diese sogenannte Swing-Jugend ist eine Art kommunistischer Jugendbund. Reindl betrachtet seine Eltern als Märtyrer ihrer Gesinnung, und es ist unter dem Einfluss des Schicksals, das seine Eltern erreichte, damit zu rechnen, dass der Jugendliche zu einem späteren Zeitpunkt sich ebenfalls kommunistisch betätigt.
Er hat auch schon geäußert, dass er seine Eltern rächen werde. Dieser Gefahr kann vorgebeugt werden, wenn der Junge nach nationalsozialistischen Grundsätzen erzogen und aus seiner bisherigen Umgebung entfernt wird.
Anton jun., der bei der Überstellung in die Staatserziehungsanstalt entwich, wurde am 8. oder 11. Mai 1944 in das Jugend-KZ Moringen in Niedersachsen deportiert (Stapo-Block für politisch-oppositionelle Jugendliche, Kommunisten und Swing-Jugend), am 9. April 1945 befreit; Anton jun. kehrte zurück nach Salzburg und starb hier 1979.
Der Vorschlag des antifaschistischen Personenkomitees im Jahr 1988, nach dem Ehepaar Anna und Anton REINDL in der Stadt Salzburg einen öffentlichen Verkehrsweg zu benennen, geriet in Vergessenheit.
1 Sechs Frauen, die in Gnigl, Itzling und Schallmoos gewohnt hatten, wurden 1942 ohne Verfahren nach Auschwitz deportiert, dort ermordet: Rosa BERMOSER, Maria BUMBERGER, Anna FRAUNEDER, Marianne INNERBERGER, Anna PRÄHAUSER und Anna REINDL. Die Kommunistin Josefine Lindorfer aus Hallein wurde ebenfalls vom Polizeigefängnis in Salzburg nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
2 Zwanzig KPÖ-Mitglieder aus der Stadt Salzburg wurden hingerichtet: Franz Aschenberger, Heinrich Auer, Heinrich Gittler, Josef Haidinger, Rudolf Hartl, Leopold Hock, Rosa Hofmann, Johann Illner, Michael Kritzinger, Franz Ofner, Franz Pöttinger, Johann Pöttler, Anton Reindl, Josef Reischenböck, Karl Schallmoser, Anton Schubert, Rudolf Smolik, Ernst Stoiber, Josef Thalhammer und Josef Wartinger.
Zwölf Salzburger Kommunisten sind in Zuchthäusern und Konzentrationslagern zu Tode gekommen: Rosa Bermoser, Maria Bumberger, Anna Frauneder, Alois Hattinger, Marianne Innerberger, Josef Kumhart, Anna Prähauser, Anna Reindl, Franz Roider, Hermann Rubenkes, Johann Schweitzer und Karl Steinocher
Fünf sind nach der Befreiung an den Haftfolgen verstorben: Franz Broz, Johann Bruckmoser, Franz Hager, Lorenz Künstel und Josef Riedherr.
Quellen
- Widerstand und Verfolgung in Salzburg 1934-1945, Band 1, Wien 1991, S. 328, 333f., 344, 355, 377ff., 443f., 446f. und 619.
- Salzburger Landesarchiv: Opferfürsorgeakte S-471.
- Vorschlag des Salzburger antifaschistischen Personenkomitees zur Benennung einer Straße nach Anna und Anton Reindl (1988).
- Mitteilung der KZ-Gedenkstätte Moringen, Leiter Dietmar Sedlaczek, vom 15. 3. 2011
Stolperstein
verlegt am 07.07.2011 in Salzburg, Kreuzstraße 9