Anton SCHUBERT, geboren am 19. September 1910 in Groß-Kunzendorf (Österreichisch-Schlesien, hernach Tschechoslowakei), war katholisch, Sohn einer sozialdemokratischen Arbeiterfamilie, von Beruf Elektrotechniker und Gewerbeschullehrer und verheiratet mit Elisabeth Weinzierl, die zwei Kinder bekam: Anton, geboren am 16. September 1932, und Elisabeth, geboren am 19. August 1939 in Salzburg.

Die Familie SCHUBERT wohnte im Salzburger Stadtteil Schallmoos, Stadlhofstraße 8 (vormals Gemeinde Gnigl-Itzling). Das schlichte Haus gehörte je zur Hälfte den Brüdern Anton und Richard SCHUBERT. Ihre Eltern Anton senior und Thekla SCHUBERT wohnten in Gnigl, Eichstraße 31.

Anton junior war wie sein Vater Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und des Republikanischen Schutzbundes bis zu ihrer Zerschlagung durch die österreichische Diktatur im Februar 1934.

Als Gruppenführer des Republikanischen Schutzbundes stand Anton junior allerdings unter dem Verdacht, Waffen versteckt zu haben. Die Hausdurchsuchung und das anschließende Verhör durch die österreichische Staatspolizei führten zu keiner strafrechtlichen Verfolgung Anton SCHUBERTs.

Er war unter der österreichischen Diktatur anscheinend nicht politisch aktiv, zählte jedenfalls weder zu der von Josef PFEFFER geleiteten Gruppe der Revolutionären Sozialisten Österreichs (RSÖ) noch zu der von Johann BRANDTHALER und Simon Gröbner geleiteten Widerstandsgruppe der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ). Namentlich bekannt sind zumindest die in den Strafregistern aufscheinenden Antifaschisten und Gegner der österreichischen Diktatur von 1934 bis 1938.

Unter dem NS-Regime rekrutierten sich die beiden Widerstandsgruppen RSÖ und KPÖ, die von Engelbert WEISS respektive von Franz OFNER im Kriegsjahr 1940 wieder ins Leben gerufen wurden, vornehmlich aus ehemaligen Sozialdemokraten, die miteinander befreundet waren.

Die Brüder Anton und Richard SCHUBERT entschieden sich für die KPÖ, die in Untergebieten, Ortsgruppen, Zellen, Eisenbahner-, Frauen- und Jugendgruppen organisiert war. Waffengebrauch und Sabotage kamen nicht in Frage, Verweigerung des Kriegsdienstes ebenso wenig.

Anton SCHUBERT junior – Deckname »Max« – war zunächst Leiter der kommunistischen Ortsgruppe Gnigl und danach Mitglied der KPÖ-Landesleitung mit ihren Netzwerken im Bundesland Salzburg und im angrenzenden Innviertel entlang den Bahnlinien.
Bemerkenswert ist noch, dass SCHUBERT den Hauptschullehrer Josef REISCHENBÖCK aus dem konservativ christlich-sozialen Milieu für die illegale KPÖ werben konnte – ein Einzelfall, sonst wurden die Grenzen der sozialen Räume nicht überschritten.

Zu Beginn des Kriegsjahres 1942 gelang es der Gestapo, alle sozialistischen und kommunistischen Gruppen des Widerstandes in Salzburg durch Einschleusen eines Spitzels aufzurollen und zu zerschlagen.

Um jegliche organisierte Widerstandsregung für immer zu ersticken, ließ die Gestapo neun Ehefrauen aus den kommunistischen Ortsgruppen Gnigl, Itzling und Hallein vom Polizeigefängnis Salzburg mit Sammeltransporten nach Auschwitz deportieren.

Mindestens 79 Aktivistinnen und Aktivisten aus den kommunistischen und sozialistischen Widerstandsgruppen in Stadt und Land, darunter die Jugendlichen Rosa HOFMANN, Franz OFNER und Ernst-Paul STOIBER, kamen in Konzentrationslagern oder Zuchthäusern zu Tode.

Anton SCHUBERT wurde am 17. Jänner 1942 verhaftet, am 6. April 1943 – gemeinsam mit seinen Genossen Heinrich AUER, Anton REINDL und Karl SCHALLMOSER – vom »Volksgerichtshof« (6. Senat unter dem Vorsitz Walter Hartmanns im Schwurgerichtssaal des Landesgerichts Salzburg) wegen »Zersetzung der deutschen Wehrkraft in Verbindung mit landesverräterischer Begünstigung des Feindes und Vorbereitung zum Hochverrat« zum Tode verurteilt und 32-jährig am 22. Juli 1943 im Zuchthaus München-Stadelheim geköpft.

Sein älterer Bruder Richard und dessen Frau Maria erhielten einen Abschiedsbrief:

Lieber Bruder und Schwägerin.
Nun muß ich mich auch bei Euch von dieser Welt verabschieden. Wenn Ihr meine Zeilen erhaltet, so habe ich auf dieser Welt schon ausgedient. Mein irdisches Leiden nimmt heute um 6 Uhr ein Ende. Ich scheide mit ruhigem Gewissen von dieser Welt. Möge es Euch gegönnt sein, den Krieg zu überleben, und möge Euch eine glücklichere Zukunft noch beschieden sein.
Eine Bitte habe ich an Dich, lieber Bruder, u. besonders Du, liebe Schwägerin, die Du ja am nächsten bei meiner lieben Frau bist, tröste meine Liebsten u. unterstütze sie, was in Deiner Macht steht. Ihr müsst Euch gegenseitig Trost u. Stütze sein.
Ihr seid ja nicht die einzigen, von denen dieser Krieg Opfer fordert, und Ihr werdet auch stark genug sein, diese Opfer zu ertragen. Unser Leiden ist bald vorüber, für Euch dauert es doch Euer ganzes Leben. Vertragt Euch wie bisher, und macht Euch das Leben so angenehm, als es Euch möglich ist.
Meine arme liebe Maus [Ehefrau] braucht jetzt eine starke Stütze, und die erbitte ich von Dir, liebe Schwägerin, auch für meine lieben Kinder. Mein armes Lisbetherl wird vergebens auf ihren Papa warten.
Nun seid zum letzten Mal gegrüßt u. geküsst von Eurem Toni.
Auch Erika [Tochter seines Bruders] habe ich nicht vergessen. Grüßt mir auch alle Bekannten zum letzten Mal recht herzlich.

Auf Wunsch der Mutter Thekla Schubert las der Gnigler Pfarrer Franz Dürnberger eine Messe, worauf dieser in das KZ Dachau deportiert wurde, dort im April 1945 befreit werden konnte.

Auch Antons Bruder Richard SCHUBERT, der wegen Widerstandes zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt worden war, überstand die Terrorjahre. Ihr Vater starb noch im Kriegsjahr 1944, ihre Mutter nach der Befreiung im Jahr 1951.

Kurz nach der Befreiung Salzburgs, am 29. Mai 1945, verunglückte Anton SCHUBERTS 12-jähriger Sohn Anton tödlich (Explosion einer Flakgranate beim Bahnhof Gnigl) und seine im Jahr 1939 geborene Tochter Elisabeth hatte als Hinterbliebene im befreiten Österreich Anspruch auf Opferfürsorge. Seine verwitwete Frau hatte mittlerweile wieder geheiratet.

Auf Initiative des Landesverbandes Salzburg der österreichischen KZler, Häftlinge und politisch Verfolgten wurden die hingerichteten Widerstandskämpfer Heinrich AUER, Karl SCHALLMOSER, Anton SCHUBERT und Rudolf SMOLIK auf dem Forstfriedhof in München-Perlach exhumiert und am 14. Dezember 1952 auf dem Kommunalfriedhof in Salzburg – unter Beteiligung des Pfarrers Franz Dürnberger aus Gnigl – feierlich bestattet.

Dokumentiert ist allerdings, dass die Leichname der hingerichteten Widerstandskämpfer Heinrich AUER, Karl SCHALLMOSER, Anton SCHUBERT und Rudolf SMOLIK der Anatomie Würzburg zu Studienzwecken übergeben wurden, daher nicht auf dem Forstfriedhof in München-Perlach exhumiert werden konnten. (Arolsen Archives)

Am 22. Juli 2013, anlässlich des 70. Todestages Anton SCHUBERTS, trafen sich Mitglieder seiner Familie und des Stolperstein-Komitees am Verlegeort in der Stadlhofstraße, um gemeinsam der Opfer des nationalsozialistischen Terrors zu gedenken.

Quellen

  • Stadt- und Landesarchiv Salzburg: Opferfürsorgeakten (OF S-481)
  • Volksgerichtshof (7 J 555/42)
  • Widerstand und Verfolgung in Salzburg 1934-1945, Band 1, Wien 1991, S. 345ff.
  • Salzburger Nachrichten 23. 6. 1945, 2: Schicksalsschläge einer Frau (Elisabeth Schubert-Schallmoser)
  • Salzburger Tagblatt 22. 7. 1946, 4: Nachruf 3. Todestag Anton Schuberts
Autor: Gert Kerschbaumer
MP3

Stolperstein
verlegt am 22.08.2007 in Salzburg, Stadlhofstrasse 8

<p>Hier wohnte<br />
Anton Schubert<br />
Jg. 1910<br />
Verhaftet 1942<br />
Enthauptet 22.7.1943<br />
Muenchen-Stadelheim</p>
Anton Schubert
Foto: Archiv der KPÖ Sammelgrab des KZ-Verbandes Salzburg »Sie starben für Österreich 1943« auf dem Kommunalfriedhof Salzburg
Photo: KZ-Verband Salzburg Foto: Gert Kerschbaumer

Alle Stolpersteine: Stadlhofstrasse 8