Josef WIMMER, geboren am 1. Juni 1903 in Wien, war verheiratet, hatte fünf minderjährige Kinder, sein jüngstes wurde im Kriegsjahr 1941 in Salzburg geboren.
Er war selbständiger Kaufmann und betrieb gemeinsam mit seiner Frau Mathilde einen Kiosk am Hauptbahnhof in Salzburg.
Die Familie WIMMER wohnte im Stadtteil Maxglan, Glockengießerstraße 6, in einem Gemeindebau der Stadt Salzburg.
Josef WIMMER gehörte zu keiner Widerstandsgruppe, galt aber als Gegner des NS-Regimes.
Anzunehmen ist, dass er denunziert und aus politischen Gründen verfolgt wurde. Doch mangels Polizei-, Gerichts- und Opferfürsorgeakten ist lediglich bekannt, dass Josef WIMMER am 25. August 1944 von der Gestapo abgeholt, im Polizeigefängnis inhaftiert und nicht strafrechtlich verfolgt wurde. Dokumentiert ist außerdem, dass er 41-jährig am 21. Oktober 1944 in das KZ Dachau deportiert, als »Schutzhäftling« Nr. 117331 registriert und am 24. November 1944 nach Auschwitz transferiert, dort ermordet wurde.
Sein Todesdatum ist aber unbekannt.
Nach der Befreiung Salzburgs ließ Mathilde WIMMER ihren vermissten Ehemann durch die Polizei suchen.
Diese konnte aber nur feststellen, dass Josef WIMMER wegen antinazistischer Betätigung von der Gestapo verhaftet, nach Auschwitz verschleppt worden sei und als verschollen gelte.
Um als Hinterbliebene Anspruch auf Opferfürsorge zu haben, musste das Opfer erst durch das Landesgericht für tot erklärt werden. Ehe das passierte, starb die verwitwete Frau 50-jährig in Salzburg.
Von ihren fünf verwaisten Kindern lebte eines in Tirol, eines in Deutschland und drei Kinder, die für sich keine Zukunft in Salzburg sahen, emigrierten in den 1950er Jahren nach Amerika und Australien.
Josef und Mathilde WIMMERs Sohn Egon, der vor über fünf Jahrzehnten nach Australien auswanderte, war sehr berührt über die Würdigung seines Vaters in Salzburg und informierte uns über weitere Geschehnisse:
Unsere Mutter, meine ältere Schwester Hermine und ich wussten schon in den letzten Kriegsmonaten des Jahres 1945, dass unser Vater von Dachau nach Auschwitz gebracht wurde, hatten aber keine Ahnung, was in diesen Lagern geschah.
Mutter versuchte Ihr Bestes ihn herauszubringen, leider vergeblich. Wir hatten keine Ahnung, wie er starb und das ist vielleicht unter diesen Umständen eine Gnade, versuchten aber beim Roten Kreuz und bei polnischen Behörden den Todestag unseres Vaters zu ermitteln, leider keine »positive« Antwort.Mutter musste wie ein Vieh arbeiten, um uns aufzubringen und hatte keine Zeit, sich um Hilfe und Entschädigung zu kümmern. Nach Ihrem Tod und etwas verspätet aber noch zeitgemäß versuchte ich vom Deutschen Staat finanzielle Gerechtigkeit für unseren traurigen Verlust zu fordern, wurde aber unter dem Vorwand von Gesetzen, die dauernd geändert wurden, um eine gerechten Entschädigung aus dem einen oder anderen Grund zu verhindern, abgewiesen. Wir konnten uns leider keinen Rechtsanwalt leisten.
Österreich entschied etwas später eine wenn auch begrenzte finanzielle Entschädigung für nationalsozialistische Opfer und dafür muss ich meinem ehemaligen Heimatland Anerkennung aussprechen. Das ist kurz zusammengefasst unsere leider sehr traurige Geschichte.
Egon Wimmer, Canberra 30. Oktober 2013
Quellen
- Stadt- und Landesarchiv Salzburg
- KZ-Gedenkstätte Dachau
Stolperstein
verlegt am 19.04.2013 in Salzburg, Glockengießerstraße 6