Friedrich TISCHER, geboren am 27. Mai 1920 in Salzburg, war das einzige Kind des evangelisch getrauten Ehepaares Anna und Anton Tischer. Sein Vater war Portier, Nachtwächter und Bürodiener.
Die nach österreichischem Recht in der Stadt Salzburg heimatberechtigte Familie wohnte unweit der Linzer Gasse im Haus Königsgässchen 4, dritte Etage.
Friedrich TISCHER, der den Beruf Tischler erlernt hatte, war zu Beginn des Zweiten Weltkrieges 19 Jahre jung, damals noch gar nicht volljährig, aber schon wehrpflichtig.
Er wurde zunächst zum Reichsarbeitsdienst und im Kriegsjahr 1940 zur Deutschen Wehrmacht eingezogen. Im fünften Kriegsjahr bekommen die wenigen Lebensspuren des jungen Soldaten Konturen.
Aus Dokumenten (Wehrpass, Führungszeugnis) wird ersichtlich, dass Friedrich TISCHER vom 8. Februar 1941 bis 13. April 1944 in der Kriegsmarine als Artillerist (niedrigster Mannschaftsdienstgrad) geführt wurde.
Unbekannt ist, ob er desertierte und bestraft wurde oder bloß als »wehrunwürdig« aus der Wehrmacht entlassen wurde, gewiss ist aber, dass er im August 1944 als Häftling Nr. 47302 im KZ-Neuengamme registriert und dem Außenkommando Kaltenkirchen in Schleswig-Holstein zugeteilt wurde, dort im Zuge der »Sonderaktion Wehrmacht« Zwangsarbeit zu verrichten hatte und am 13. November 1944 tot war, bestattet auf dem Friedhof an der Kieler Straße.
Der Tod des 24-jährigen Friedrich TISCHER aus Salzburg blieb so unbemerkt, dass er nicht einmal im Polizeimelderegister seiner Geburtsstadt vermerkt ist.
Zum Zeitpunkt seines Todes war sein Vater schon zwei Monate in Salzburg inhaftiert. Bislang konnte nicht geklärt werden, ob zwischen der Verfolgung des Sohnes und der des Vaters ein Zusammenhang besteht.
Tatsache ist, dass Friedrichs Vater Anton Tischer wegen »Zersetzung der Wehrkraft« angeklagt und am 23. Februar 1945 in Salzburg durch das »fliegende« Oberlandesgericht Wien zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt wurde, aber schon am 4. Mai 1945, dem Tag der Befreiung Salzburgs durch US-Truppen, freikommen konnte.
Anton Tischer, der im befreiten Österreich als »Opfer des Kampfes um ein freies, demokratisches Österreich« anerkannt wurde und somit Anspruch auf Opferfürsorge hatte, starb 66-jährig in Salzburg, zwei Jahre danach seine Ehefrau Anna.
Quellen
- Stadt- und Landesarchiv Salzburg
- KZ-Gedenkstätte Neuengamme
- Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW)
- Arolsen Archives (Wehrpass 5. 9. 1939 mit Foto, Führungszeugnis 13. 4. 1944)
Stolperstein
verlegt am 14.07.2015 in Salzburg, Königsgässchen 4 (Ecke Linzer Gasse)