Julius STWERTKA, geboren am 7. März 1872 in der Haupt- und Residenzstadt Wien, war das älteste Kind des jüdischen Ehepaares Antonie, geborene Figdor, und Alois (Lazar) Stwertka, von Beruf Musiker, beide bestattet in der israelitischen Abteilung Tor 1 des Wiener Zentralfriedhofs.
1899 heiratete Julius STWERTKA in München die Sängerin Rosa Kohlberg. Das jüdische Ehepaar hatte zwei in der Israelitischen Kultusgemeinde Wien registrierte Kinder: Franz, geboren am 30. Oktober 1903, und Margarethe (Grete), geboren am 23. Juni 1905.
Julius STWERTKA blieb Jude und konnte dennoch als Geiger Karriere machen: Konzertmeister am Hamburger Stadttheater und an der Wiener Hofoper, Mitglied der Wiener Philharmoniker, Professor am Wiener Konservatorium und an der Musikakademie, schließlich Geiger im renommierten Quartett des Arnold ROSÉ.
Julius STWERTKA hatte mit dem Rosé-Quartett zwei Auftritte (Viola-Part) bei den Salzburger Festspielen, den letzten am 30. August 1936 mit der Geigerin Alma ROSÉ.
Julius STWERTKA befand sich bereits anderthalb Jahre im Ruhestand, als die jüdischen Künstler im März 1938 aus dem Orchester der Wiener Staatsoper und Philharmoniker vertrieben wurden.
Die Familie STWERTKA blieb allerdings im nationalsozialistischen Wien, wurde mehrmals delogiert und hatte zuletzt die Wohnadresse Wien 2, Novaragasse 32.
Julius STWERTKA hatte noch vier in Wien lebende jüngere Geschwister: Sein Bruder Josef gelangte auf ungeklärten Wegen im Dezember 1940 nach Haifa, Palästina.
Sein Bruder Berthold, ebenfalls Musiker, starb am 6. Mai 1941 in Wien. Am 9. April 1942 wurde sein Bruder Max mit seiner Ehefrau Elsa in das Ghetto Izbica deportiert.
STWERTKAs Schwester Lina wurde am 1. Juni 1942 in Maly Trostinec bei Minsk ermordet.
Wenige Wochen darauf, am 27. August 1942, wurden Julius STWERTKA, seine Frau Rosa und ihre Kinder Franz und Grete in das KZ Theresienstadt deportiert.
Julius STWERTKA starb dort 70-jährig am 17. Dezember 1942.
Seine Frau Rosa und ihre Kinder Franz und Grete befanden sich unter den 2.500 Jüdinnen und Juden, die das KZ Theresienstadt am 16. Mai 1944 in Güterwaggons verließen, tags darauf in Auschwitz eintrafen und in Gaskammern ermordet wurden.
Quellen
- Israelitische Kultusgemeinde Wien
- Archiv der Salzburger Festspiele
- Österreichisches Biographisches Lexikon
- Richard Newman: Alma Rosé, Wien 1906 – Auschwitz 1944. Eine Biografie, Bonn 2003
- Bernadette Mayrhofer, Fritz Trümpi: Orchestrierte Vertreibung. Unerwünschte Wiener Philharmoniker. Verfolgung, Ermordung und Exil, Wien 2014
Stolperstein
verlegt am 17.08.2020 in Salzburg, Max-Reinhardt-Platz