Johann SCHUCHLENZ, geboren am 18. März 1910 in Heiligenkreuz am Waasen bei Leibnitz in der Steiermark, war mit der Oberösterreicherin Irma Schauberger verheiratet und von Beruf Schausteller.
Die beiden lebten in ihrem Wohnwagen, zeigten ihre Künste an wechselnden Orten, ehe sie im April 1939 in der Stadt Salzburg strandeten: der Volksgarten als polizeilich registrierter Stellplatz eines Wohnwagens. Unter dem NS-Regime änderte sich daran nichts – allem Anschein nach.
Auf der Polizeimeldekarte des Johann SCHUCHLENZ ist jedenfalls kein Kriegsdienst und Kriegssterbefall vermerkt. Nach Kriegsende galt er dennoch als verstorben. Es dauerte allerdings sieben Jahre lang, bis ihn ein Gericht für tot erklärte.
Dank der Nachforschung des Antifaschistischen Komitees ehemals politischer Wehrmachtshäftlinge erhielt die Witwe Gewissheit über die Todesumstände ihres Mannes: Johann SCHUCHLENZ war ein Wehrmachtssoldat, der in Italien die Fronten wechselte, sich der Resistenza Italiana anschloss, jedoch in die Fänge eines Wehrmachts- oder SS-Kommandos geriet und 35-jährig am 13. April 1945 wegen Desertion und »Kriegsverrats« erschossen oder erhängt wurde – eines der Verbrechen in der Endphase des Zweiten Weltkrieges, knapp vor der Kapitulation der deutschen Armee in Italien.
Seine im Wohnwagen lebende Witwe starb 72-jährig im Jahr 1978 in Salzburg. Sie hatte im befreiten Österreich keinen Anspruch auf Opferfürsorge und Rente, weil ihr in Italien exekutierter Mann nicht als »Opfer des Kampfes um ein freies, demokratisches Österreich« galt.
Johann SCHUCHLENZ zählt daher zu den ehr- und namenlos gemachten Opfern der Kriegsjustiz, die in der 1991 publizierten Dokumentation Widerstand und Verfolgung in Salzburg 1934-1945 nicht aufscheinen, ebenso wenig in der elektronischen Opferdatei des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstandes (DÖW).
Quellen
- Stadt- und Landesarchiv Salzburg
Stolperstein
verlegt am 28.09.2017 in Salzburg, Volksgarten