Walter HINTSCHICH, geboren am 19. Mai 1911 in Leobersdorf, Bezirk Baden in Niederösterreich, war das erste von drei Kindern des Ehepaares Magdalena und Franz Hintschich, von Beruf Spengler, den auch ihre beiden Söhne Walter und Franz erlernten.

Die Familie war nach österreichischem Recht in der Gemeinde Gnigl (seit 1935 ein Stadtteil von Salzburg) heimatberechtigt und wohnte im Haus Ignaz-Härtl-Straße 11.

Franz SCHMIDHAMMER, geboren am 21. Juli 1916 in Gnigl, war das dritte von fünf Kindern des Ehepaares Elisabeth und Roman SCHMIDHAMMER, Lokheizer der Österreichischen Bundesbahn (ÖBB). Ihre Söhne Roman und Alois wurden ebenfalls Eisenbahner, Karl machte eine Tischlerlehre und Franz eine Handelslehre. Die in der Gemeinde Gnigl heimatberechtigte Familie wohnte im ÖBB-Familienhaus Nr. 4 (Schillinghofstraße 27).

Erwähnenswert ist, dass die Familien Hintschich und SCHMIDHAMMER sowohl der römisch-katholischen Kirche als auch der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) mit ihren Sport- und Jugendorganisationen angehörten. Bis Februar 1934 hatte die Gemeinde Gnigl einen Bürgermeister, der ebenfalls Katholik, Eisenbahner und Sozialdemokrat war.

Nach dem kampflosen Abgang der SDAP in Salzburg, ihrer Zerschlagung durch den Austrofaschismus, machten jüngere Sozialdemokraten einen Schwenk nach links, entweder zu der seit Mai 1933 verbotenen Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) oder zu den Revolutionären Sozialisten Österreichs (RSÖ), die im Jahr 1934 aus der zerschlagenen Sozialdemokratie hervorgingen.

Zu beachten ist, dass die jungen Aktivisten der beiden politischen Gruppierungen in Gnigl dem Arbeiter-Turn- und Sportverein angehörten, daher miteinander befreundet waren und ihren Weg zunächst gemeinsam gingen: von der Arbeiterturnhalle in den Widerstand und in die Gefängnisse, als Freiwillige in die Internationalen Brigaden und, sofern sie den Krieg unter »Spaniens Himmel« überlebten, als verfolgte »Rotspanier« in deutsche Konzentrationslager oder Strafbataillone: ermordet oder überstanden und befreit – der 12. Februar 1934 und seine Folgen.

Als der erste Jahrestag der Februarkämpfe nahte, machte die KPÖ einen Aufruf zur Aktionseinheit gegen den Austrofaschismus. Beim Verstreuen von Flugzetteln mit Parolen wie »Heraus am 12. Februar zum Kampf für die Opfer des Blutregimes …« gerieten vier junge Gnigler in die Fänge der Exekutive.

Die wegen »Vergehens gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung durch Aufwiegelung« angeklagten Männer standen am 1. April 1935 in Salzburg vor Gericht. Der zu fünfzehn Monaten strengem Arrest verurteilte 23-jährige Spenglergeselle Walter HINTSCHICH galt als Sozialist (wurde nach seiner Entlassung RSÖ-Mitglied). Ein zu zwölf Monaten Arrest verurteilter 18-jähriger Tischlergehilfe galt als Kommunist.

Das Landesgericht Salzburg stellte in seiner Urteilsbegründung fest, es sei bekannt, »dass seit der Februarrevolte 1934 zwischen den beiden ehemaligen politischen Parteien eine derartige Annäherung eingetreten ist, die ein Zusammenwirken von Kommunisten und Sozialisten in Dingen, die sich gegen die Regierung richten, erklärlich und einleuchtend macht«.

Die auf den 12. Februar 1934 bezogene Aktionseinheit war jedenfalls für das Gericht erklärlich. Anfang 1936 gelang es der Exekutive, in Salzburg zwanzig Mitglieder der illegalen KPÖ zu verhaften.

Im Frühsommer 1936 kam der Polizei zu Ohren, dass nun die Revolutionären Sozialisten regen Zulauf haben. Ihre Landesorganisation konnte noch im Sommer 1936 aufgerollt und zerschlagen werden. Die Polizei fand bei ihren Hausdurchsuchungen zwei verbotene Bücher, je ein Werk von Karl Marx und Lenin.

Acht Genossen, die wegen »Verbrechens nach §§ 4 und 5 des Bundesgesetzes zum Schutze des Staates vom 11. 7. 1936« angeklagt wurden, standen am 28. Dezember 1936 vor Gericht: RSÖ-Landesleiter Josef PFEFFER, 24 Jahre jung, Angestellter der Wiener Städtischen Versicherung in Salzburg, wurde zu zehn Monaten schwerem Kerker verurteilt.

Die übrigen, die bereits ihre von der Polizei verhängten Haftstrafen verbüßt hatten, erhielten geringere Strafen: RSÖ-Gruppenleiter Johann Eichinger, 27 Jahre jung, Angestellter der Salzburger Sparkasse, vier Monate Kerker (insgesamt zehn Monate Haft) und der 20-jährige Handelsangestellte Franz SCHMIDHAMMER fünf Monate Kerker (insgesamt neun Monate Haft).

In der Urteilsbegründung heißt es, dass SCHMIDHAMMER am 1. Mai 1936 an Schmier- und Zettelstreuaktionen beteiligt gewesen sei und die RSÖ-Gruppen in den Landgemeinden mit Druckwerken versorgt habe.

Die Betroffenen verloren ihre Arbeitsplätze und somit ihre Existenzgrundlage unter den prekären wirtschaftlichen Verhältnissen der 1930er Jahre. Unter den zwanzig Freiwilligen aus der Landeshauptstadt Salzburg, die sich in den Jahren 1936/37 für die Internationalen Brigaden im spanischen Bürgerkrieg anwerben ließen, befanden sich nachweislich drei verfolgte Genossen der Revolutionären Sozialisten (RSÖ): Johann Eichinger, Walter HINTSCHICH und Franz SCHMIDHAMMER.

Sie reisten gemeinsam im Juni 1937 über Paris nach Spanien und kämpften im Österreicher-Bataillon 12. Februar 1934 der XI. Internationalen Brigade gegen die faschistische, von Italien und Deutschland unterstützte Franco-Armee, zuletzt gemeinsam in der Schlacht von Teruel, die im Februar 1938 mit der Niederlage der republikanischen Truppen endete.

Der am 22. Februar 1938 bei den Kämpfen um Teruel verwundete Walter HINTSCHICH starb 26-jährig in einem unbekannten Spital und der ebenfalls verwundete Franz SCHMIDHAMMER starb 21-jährig am 24. Februar 1938 im Spital von Murcia. Ihre Gräber liegen in Spaniens Erde.

Walter HINTSCHICH
1911 gefallen 1937

Diese Inschrift ist auf dem Grabstein seiner Eltern zu lesen, die auf dem Friedhof in Gnigl ihre letzte Ruhe fanden. Walters jüngerer Bruder Franz verunglückte 1968 in den Bergen.

Auf dem Gnigler Friedhof befindet sich ein Kriegerdenkmal mit den Namen der im Zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten der Deutschen Wehrmacht, darunter die beiden jüngeren Brüder von Franz SCHMIDHAMMER.

Sein älterer Bruder Roman, ein Eisenbahner und Angehöriger des kommunistischen Widerstandes gegen das NS-Regime, erlebte die Befreiung im Jahr 1945.

Johann Eichinger, vormals Gruppenleiter der Revolutionären Sozialisten in Salzburg, überstand die Kämpfe in Spanien, war in Saint-Cyprien, Gurs und Paris inhaftiert, seit Februar 1941 im Polizeigefängnis Salzburg und danach in einem Strafbataillon der Deutschen Wehrmacht.

Er überlebte die Terrorjahre, kehrte nach Salzburg zurück, war fortan in der KPÖ und im kommunistischen Weltgewerkschaftsbund aktiv.

Seine Schwester Margarethe war die Ehefrau des RSÖ-Landesleiters Josef PFEFFER, der 33-jährig am 28. Jänner 1945 im KZ Sachsenhausen ermordet wurde. An ihn erinnert ein im August 2008 in Salzburg-Maxglan verlegter Stolperstein.

Mittlerweile konnten auch für die in Konzentrationslagern ermordeten Spanienkämpfer aus Salzburg Stolpersteine verlegt werden.

Quellen

  • Stadt- und Landesarchiv Salzburg
  • Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW)
  • Lexikon der österreichischen Spanienkämpfer 1936 – 1939, Wien 2008, S. 115, S. 199: Franz Schmiedhammer, recte SCHMIDHAMMER, Fotos Spanienarchiv (DÖW)
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 13.07.2015 in Salzburg, Aglassingerstr./S-Bahn-Haltestelle Salzburg-Sam

<p>HIER WOHNTE<br />
FRANZ SCHMIDHAMMER<br />
JG. 1916<br />
SPANIENKÄMPFER<br />
TOT 24.2.1938<br />
IN SPANIEN</p>
Franz Schmidhammer
Flagge der Internationalen Brigaden Denkmal für die österreichischen Spanienkämpfer, Wien 1988, Zentralfriedhof
Quelle: www.nachkriegsjustiz.at Foto: Gert Kerschbaumer

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