Heinrich PLODERER, geboren am 19. Juli 1916 in Pichlrotte bei Türnitz, Bezirk Lilienfeld in Niederösterreich, und katholisch getauft, war das jüngste von fünf Kindern des Ehepaares Amalia und Karl Ploderer, der zunächst Werksarbeiter, dann Eisenbahner und schließlich Sägemeister war.

Über seinen Sohn Heinrich wissen wir jedoch wenig: Er lebte seit den 1930er Jahren in Hallein bei Salzburg, war dort Hilfsarbeiter und seit 2. März 1940 mit der Hilfsarbeiterin Antonia Schwarz verheiratet.

Dokumentiert ist außerdem, dass Heinrich PLODERER im Kriegsjahr 1942 Soldat der deutschen Wehrmacht war, zuletzt Schütze einer im slowenischen Ort Bohinjsk Bela (deutsch Wocheiner Vellach) stationierten Radfahr-Kompanie, die dem Wehrkreis XVIII mit seinem Hauptquartier in Salzburg unterstellt war.

Im besetzten Slowenien verweigerte Heinrich PLODERER – aus unbekannten Motiven – den Kriegsdienst.

Aufschluss über sein gewaltsames Ende gibt ein bisher unbeachtetes Dokument der nationalsozialistischen Kriegsjustiz: Die von einem Kriegsgericht der Division 188 gegen den 26-jährigen Heinrich PLODERER verhängte Todesstrafe wegen »Fahnenflucht« wurde am 11. November 1942 auf dem Schießstand Bergisel bei Innsbruck exekutiert.

Seine in Hallein lebende Witwe Antonia überstand die Terrorjahre, hatte aber als Hinterbliebene eines Wehrmachtsdeserteurs im befreiten Österreich keinen Anspruch auf Opferfürsorge.

Jener Blutrichter, der »im Namen des Deutschen Volkes« das Todesurteil fällte, bleibt namenlos, weil die Kriegsgerichte einen Großteil ihrer Akten – Täterspuren – vernichten konnten.

Heinrich PLODERER ist eines unter vielen Opfern der Kriegsjustiz, die weder in der 1991 publizierten Dokumentation Widerstand und Verfolgung in Salzburg 1934-1945 noch in der Opferdatenbank des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes aufscheinen.

Es dauerte Jahrzehnte, bis die Deserteure der deutschen Wehrmacht rehabilitiert wurden: mit dem am 1. Dezember 2009 in Kraft getretenen Aufhebungs- und Rehabilitationsgesetz des österreichischen Nationalrats.

Quellen

  • Kriegsgericht der Division 188: Meldung an die Wehrmachtsauskunftsstelle
  • Diözesen Graz-Seckau, St. Pölten und Salzburg: Matrikenbücher
  • Stadtarchive Hallein und Salzburg
Autor: Gert Kerschbaumer
Recherche: Esche Schörghofer

Stolperstein
verlegt am 13.09.2023 in Salzburg, Kajetanerplatz 2

Heinrich Ploderer
Foto: privat

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