Katharina PFRIEMER, geborene Klimitsch, am 26. September 1902 in Salzburg geboren und katholisch getauft, war das zweite von vier Kindern des Ehepaares Theresia und Karl Klimitsch.
Die Familie war nach österreichischem Recht in Salzburg heimatberechtigt.
Katharinas Vater, zunächst Polizeiwachmann, dann Amtsdiener, starb 56-jährig im Mai 1924. Ein Bruder Katharinas war Arbeiter, einer war Angestellter und der jüngste der Geschwister war Polizeibeamter. Er und seine Schwester überlebten die Terrorjahre nicht.
Katharina, die keinen Beruf erlernen konnte, war Dienstmädchen. Sie wechselte häufig ihre Arbeits- und Schlafstelle und bekam im März 1928 ein Kind, das aber im Jahr darauf verstarb.
Auch ihre im Jahr 1933 in der Pfarre Maxglan geschlossene Ehe mit einem Hilfsarbeiter war von kurzer Dauer. Der Ehemann verließ Salzburg und seine Frau.
Danach wohnte die alleinstehende Katharina PFRIEMER hin und wieder bei ihrer verwitweten Mutter in einem Gemeindebau der Scherzhauserfeldsiedlung, sonst aber in Baracken, die damals abseitig im Stadtteil Lehen lagen und längst nicht mehr existieren.
Im Frühjahr des Kriegsjahres 1943 wurde Katharina PFRIEMER verhaftet – von der Gestapo oder Kripo, aber aus welchen Verdachtsgründen? Gewiss ist nur, dass die vierzigjährige Frau in das Polizeigefängnis gesperrt und nicht vor Gericht gestellt wurde, demnach keine nachweisbare Straftat begangen hatte.
Es zeigt sich, dass die Polizei mit verdächtigen und denunzierten Personen aus der unteren Gesellschaftsschicht kurzen Prozess machte: Deportation in ein Konzentrationslager.
Die politische Verfolgung des jüngeren Bruders der Katharina PFRIEMER lässt sich hingegen anhand von Gerichtsakten rekonstruieren: Maximilian Klimitsch, der als Polizeiwachtmeister im Kriegsjahr 1940 den Stadtpfarrer von St. Andrä Franz ZEISS vor einer polizeilichen Durchsuchung der Pfarrämter gewarnt hatte, wurde zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt, in eine Strafeinheit gesteckt und an die Front geschickt.
Sein Kriegstod ist im Polizeimelderegister der Stadt Salzburg eingetragen. Bei seiner Schwester Katharina steht jedoch lediglich das Wort »unbekannt«.
Recherchen ergaben, dass Katharina PFRIEMER 40-jährig am 28. August 1943 vom Polizeigefängnis am Rudolfsplatz, der damals Georg-von-Schönerer-Platz hieß, in das Frauen-KZ Ravensbrück deportiert und dort als Häftling Nr. 22811 registriert wurde – allerdings ohne Todesmeldung: kein Einzelfall, da die SS alle Zeugnisse ihrer Verbrechen inklusive des Totenbuches vernichtet und noch lebende Häftlinge auf Todesmärsche getrieben hatte, ehe Ravensbrück am 30. April 1945 durch sowjetische Truppen befreit werden konnte.
Jüngste Recherchen ergaben, dass Katharina PFRIEMER nicht im Frauen-KZ Ravensbrück, sondern im Konzentrationslager Majdanek bei Lublin im besetzten Polen ermordet wurde: Tod am 1. März 1944, offizielle Todesursache »Lungentuberkulose« (laut Totenbuch, Zentrales Staatsarchiv in Moskau).
Da alle Akten des KZ Majdanek von der SS knapp vor der Befreiung durch die Sowjet-Armee vernichtet wurden, wissen wir nicht, wann Katharina PFRIEMER von Ravensbrück nach Majdanek überstellt wurde.
Katharinas Mutter Theresia Klimitsch starb wenige Tage nach der Befreiung Salzburgs im Mai 1945. Es gab auch keine Hinterbliebenen, die Anspruch auf Opferfürsorge hatten.
Katharina PFRIEMER zählt somit zu den Terroropfern, die mangels Polizei-, Gerichts- und Opferfürsorgeakten in der 1991 publizierten Dokumentation Widerstand und Verfolgung in Salzburg 1934-1945 nicht aufscheinen, ebenso wenig in der Opferdatei des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW).
Quellen
- Stadt- und Landesarchiv Salzburg
- Archiv der Gedenkstätte Lublin-Majdanek (Muzeum na Majdanku)
Stolperstein
verlegt am 28.09.2017 in Salzburg, Rudolfsplatz 3