Richard METZL, geboren am 20. April 1870 in Prag, damals Österreich-Ungarn (seit 1918 Tschechoslowakei), war das jüngere von zwei Kindern des jüdischen Ehepaares Louise und Moriz (Moses) METZL, vormals METZELES.

In den frühen 1880er Jahren übersiedelte die Familie METZL von Prag nach Wien, in die einstige Residenzstadt der Doppelmonarchie. Moriz METZL, von Beruf Kaufmann, starb dort im Jahr 1896, bestattet in der israelitischen Abteilung des Wiener Zentralfriedhofs.
Danach lebte die Witwe Louise METZL, geborene Wiener, abwechselnd in Salzburg und Karlsbad, wo ihr Sohn Richard als Schauspieler engagiert war. Die gebürtige Pragerin starb 77-jährig am 10. September 1909 und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Aigen bei Salzburg beigesetzt. Dort befindet sich nach wie vor ihr Grabstein.

Richard METZL war eine Zeit lang Mitglied des Ensembles von Paul Blasel, der seit Oktober 1899 das Stadttheater in Salzburg leitete und METZL für die Rollenfächer Held, Liebhaber und Bonvivant engagiert hatte.
Er spielte zumeist die Hauptrollen, beispielsweise die Titelrolle in Wilhelm Tell, den Bauern Huber vom »Gelben Hof« in Die Kreuzelschreiber, den Freiherrn Botho im Lustspiel Auf der Sonnenseite und den Grafen Stainville im Trauerspiel Narziss von Albrecht Emil Brachvogel.
Richard METZLS ältere Schwester Ottilie, die Schauspielerin am Burg- und Raimund-Theater in Wien war, heiratete im Jahr 1902 – als prominente Trauzeugen dienten Arthur Schnitzler und Siegfried Trebitsch – den Schriftsteller Felix Salten, später durch seine Tiergeschichte Bambi weltbekannt, im Gewaltjahr 1938 aus Österreich vertrieben und beide in Zürich gestorben: Ottilie 1942 und Felix Salten 1945.

Im Jahr 1902 registrierte die Israelitische Kultusgemeinde Wien den Austritt des 32-jährigen Richard METZL. Er ließ sich 1910 in der Evangelisch-Reformierten Kirche (Helvetisches Bekenntnis) taufen, lebte und heiratete in Berlin, wo seine Kinder Ljuba und Peter zur Welt kamen.

Richard METZL war offensichtlich als Schauspieler und Regisseur an den Berliner Bühnen Max REINHARDTs tätig, seit der Gründung der Salzburger Festspiele im Jahr 1920 auch als Sekretär des Theaterdirektors im Schloss Leopoldskron, als sein Regieassistent und überdies als Schauspieler in den Festspielaufführungen Jedermann, Der Diener zweier Herren und Stella, allerdings zeitlebens im Schatten des Inszenators Max REINHARDT agierend.
Unbemerkt blieb jedoch die Tätigkeit seines Direktionssekretärs und Regisseurs nicht, denn Richard METZL wurde im Festspielsommer 1936 anlässlich der 100. Jedermann-Aufführung vom Bundespräsidenten mit dem Ritterkreuz des österreichischen Verdienstordens ausgezeichnet.

Bemerkenswert ist allerdings, dass REINHARDTs Sekretär Richard METZL mit Stefan ZWEIG befreundet war und dass die Freunde gemeinsam im Sommer 1933 REINHARDTs Proben für den Salzburger Faust in der Felsenreitschule mitverfolgten, dokumentiert durch ein Foto.
REINHARDTs Schloss Leopoldskron und seine illustre Gesellschaft mied Stefan ZWEIG jedoch bis zu seiner Flucht aus Salzburg im Februar 1934 nach der Waffensuche durch die österreichische Staatspolizei in seinem Haus auf dem Kapuzinerberg.

Richard METZL war stets für REINHARDTs verzweigten Theaterbetrieb in Berlin, Wien und Salzburg unterwegs, ohne Dauerwohnsitz, seit der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland mit eingeschränktem Radius in Österreich.
Nicht bekannt ist allerdings, ob METZL zur Zeit der Bombenattentate illegaler Nationalsozialisten in Salzburg anwesend war, insbesondere bei den Explosionen am 18. Mai 1934 im Festspielhaus und am 5. Juni 1934 im Schloss Leopoldskron.
Gewiss ist nur, dass METZL den »Anschluss« Österreichs an Deutschland im März 1938 in Wien erlebte. Dort war er, mittlerweile 68 Jahre alt, bis zum 26. August 1938 gemeldet – mit dem Abmeldevermerk »Salzburg«. Hier ist aber sein Aufenthalt nicht behördlich registriert, METZL dürfte vielmehr durchgereist, aus Österreich geflüchtet sein.

Im Exil verlieren sich die Lebensspuren Richard METZLS – doch nicht zur Gänze. Im Melderegister der Stadt Salzburg ist beim Namen Richard METZL vermerkt: »+ [tot] 31. X. 1941 Paris«.

Datum und Ort des Todes kann die Meldepolizei in Salzburg nur von der deutschen Besatzungsmacht in Frankreich erfahren haben. Daraus ist auf ein tragisches Ende des 71-jährigen Richard METZL im besetzten Paris zu schließen.

Wo aber strandeten seine Frau Eugenie und Kinder Ljuba und Peter?

Quellen

  • Israelitische Kultusgemeinde Wien und Salzburg
  • Stadt- und Landesarchiv Salzburg, Wien und Prag (Praha)
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 19.04.2013 in Salzburg, Schloss Leopoldskron, Leopoldskronstraße 56-58

<p>HIER WIRKTE<br />
RICHARD METZL<br />
JG. 1870<br />
VERTRIEBEN 1938<br />
EXIL FRANKREICH<br />
TOT 31.10.1941<br />
PARIS</p>
Stefan Zweig (Mitte) und Richard Metzl beobachten eine Probe zu »Faust« in der Felsenreitschule
Foto: Stefan Zweig Centre Salzburg Grabstein von Louise Metzl, Jüdischer Friedhof Salzburg
Foto: Gert Kerschbaumer

Alle Stolpersteine: Schloss Leopoldskron, Leopoldskronstraße 56-58