Otto KEMPTNER, geboren am 19. August 1890 in Hainfeld, Niederösterreich, war Berufsoffizier in der Monarchie Österreich-Ungarn und hernach Finanzbeamter.
Er studierte Rechts- und Politikwissenschaften, promovierte zum Dr. jur. et rer. pol. und war Mitglied der katholischen Hochschulverbindung Franco-Bavaria in Wien, die dem Cartellverband (CV) angehörte.

Er war somit Bundesbruder des österreichischen Kanzlers Engelbert Dollfuß, der seit März 1933 diktatorisch regierte und politische Ämter aus seinen Reihen besetzen ließ.
Otto KEMPTNER, der als enger Vertrauter des Bundeskanzlers galt, war mit dem Aufbau der Vaterländischen Front betraut und avancierte zum Sektionsrat im Bundeskanzleramt. Er spielte aber seit Februar 1934 keine gewichtige Rolle mehr in der Politik.

Sein Nachfolger Karl Maria Stepan genoss nun das Vertrauen des Kanzlers Engelbert Dollfuß, der bekanntlich am 25. Juli 1934 von Nationalsozialisten ermordet wurde.

DDr. Otto KEMPTNER war seit November 1934 Präsident der Finanzlandesdirektion Salzburg. Der verwitwete Mann wohnte mit seiner Schwester Emma in Salzburg, Getreidegasse 11, dritte Etage.
Über politische Aktivitäten KEMPTNERS in Salzburg ist wenig bekannt.

Hin und wieder hatte er einen öffentlichen Auftritt: Im Jänner 1938 hielt er eine Rede bei einer »Vaterländischen Kundgebung« der Salzburger Polizei mit Hofrat Viktor Ingomar an ihrer Spitze. Zu ihren Aufgaben gehörte die Verfolgung von Terroranschlägen illegaler Nationalsozialisten während der österreichischen Diktatur.
Daher zählten die Spitzen der Polizei- und Sicherheitsdirektion, Viktor Ingomar und Ludwig Bechinie-Lazan, zu den ersten Racheopfern unter dem NS-Regime.

Unter den am 12. März 1938 in Salzburg verhafteten Prominenten befand sich Otto KEMPTNER als ehemaliges Führungsmitglied der Vaterländischen Front. Er durfte allerdings wieder nach Hause gehen, wurde jedoch am 24. März abermals verhaftet und als »Schutzhäftling« in das Polizeigefängnis am Rudolfsplatz eingeliefert.
Er blieb gemeinsam mit dem Priester Leonhard Steinwender1, vormals Chefredakteur der Tageszeitung Salzburger Chronik, ohne richterlichen Befehl über ein halbes Jahr in Polizeigewahrsam, konnte wegen keiner Straftat angeklagt werden.

Otto KEMPTNER wurde am 15. Oktober 1938 vom Polizeigefängnis in das KZ Dachau deportiert, dort als »Schutzhäftling« Nr. 19129 registriert und nach einer »Sonderbehandlung« (Bunker et cetera) am 26. September 1939 in das KZ Buchenwald transferiert, jedoch wegen Krankheit am 12. Oktober 1939 entlassen, wie aus der Polizeimeldekartei der Stadt Salzburg hervorgeht.

Der 49-jährige Otto KEMPTNER kehrte als kranker Mensch zurück, blieb zunächst bei seiner ihn pflegenden Schwester Emma in Salzburg und ging dann in das ehemalige Kloster Pulgarn bei Steyregg, das dem Stift St. Florian gehörte und unter dem NS-Regime der verfolgten Ordensgemeinschaft Augustiner-Chorherren als Zufluchtsstätte diente.

DDr. Otto KEMPTNER, der in den Orden eintrat, um Priester zu werden, starb 53-jährig am 3. Mai 1944 an den Folgen seiner KZ-Haft.

1 Leonhard Steinwender, der am 10. November 1938 nach Buchenwald deportiert und dort am 16. November 1940 entlassen wurde, veröffentlichte nach der Befreiung das Buch Christus im Konzentrationslager, Salzburg 1946.

Quellen

  • Stadt- und Landesarchiv Salzburg
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 02.07.2014 in Salzburg, Getreidegasse 11

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