Richard HOLLEIS, geboren am 12. November 1910 in St. Johann im Pongau, war seit den frühen 1930er Jahren Hilfsarbeiter in Sägewerken und zuletzt Untermieter im Haus Kaserngasse 7.
Über seine politische Gesinnung unter der österreichischen Diktatur ist nichts bekannt. Wir wissen allerdings, dass die politische Verfolgung von Mitgliedern oder Sympathisanten der Revolutionären Sozialisten Österreichs (RSÖ) und der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) ausschlaggebend war für ihre Teilnahme am spanischen Bürgerkrieg auf Seiten der Internationalen Brigaden in den Jahren 1936 bis 1939.
Bekannt ist, dass Richard HOLLEIS im Frühjahr 1937 nach Spanien fuhr, dort einer Artilleriegruppe angehörte und 1939, nach dem Sieg des Franco-Faschismus über die spanische Republik, nach Frankreich flüchtete, in den Lagern Argelès-sur-Mer und Saint-Cyprien inhaftiert war.
Unter der deutschen Besetzung Frankreichs wurden die meisten österreichischen Spanienkämpfer ins KZ Dachau deportiert.
Der am 31. März 1941 unter der Nummer 24356 registrierte »Rotspanier« Richard HOLLEIS war einer jener Dachauer KZ-Häftlinge, über 3.000, die unter der Tarnbezeichnung »Invalidentransport« oder »Sonderbehandlung 14f13«1 in die Tötungsanstalt Hartheim deportiert wurden:
Im September [1941] kam es zu den ersten Selektionen. Alle Häftlinge mussten mit nacktem Oberkörper an einigen SS-Offizieren vorbeigehen, und Funktionshäftlinge aus der Schreibstube hatten die Selektionen zu registrieren.
Unerfahrene Häftlinge ließen sich durch das erwähnte Gerücht [Überstellung der Invaliden in ein Sonderlager mit leichter Arbeit] dazu verleiten, selbst auf kaum sichtbare Gebrechen hinzuweisen.
So machte der Salzburger Spanienkämpfer Richard Holleis die SS auf eine Bruchoperation aufmerksam.
Prompt wurde er auf die Liste gesetzt. Er war 31 Jahre alt und in relativ guter körperlicher Verfassung, als er mit einem der ersten ‚Invalidentransporte’ am 20. Jänner 1942 [nach Hartheim] transportiert wurde.
Wenige Tage später bekam die Schreibstube den Auftrag, ihn als in Dachau an Entkräftung Verstorbenen abzuschreiben.
Hans Landauer in Zusammenarbeit mit Erich Hackl: Lexikon der österreichischen Spanienkämpfer 1936 – 1939, Wien 2008, S. 40f.
Richard HOLLEIS wurde entweder noch am Tag der Einlieferung, dem 20. Jänner 1942, oder am folgenden Tag in Hartheim vergast.
Bekannt ist außerdem, dass seine in St. Johann im Pongau lebende Mutter Katharina HOLLEIS als Hinterbliebene im befreiten Österreich keinen Anspruch auf Opferfürsorge hatte, weil ihr Sohn nicht als Opfer des österreichischen Freiheitskampfes galt.
1 »Sonderbehandlung 14f13«: »14« = Inspekteur der Konzentrationslager, »f« = Todesfälle, »13« = Vergasung in Tötungsanstalten der »T-4«-Organisation.
Recherche: Florian Schwanninger
Marie-Luise Kreilinger
Stolperstein
verlegt am 06.07.2011 in Salzburg, Kaserngasse 7