Jakob HILLEBRAND, am 17. Juli 1910 in Strobl am Wolfgangsee geboren und katholisch getauft, war das sechste von vierzehn Kindern des Ehepaares Anna, geborene Weinbacher, und Josef Hillebrand, Maurer von Beruf.

Ihr Sohn Jakob war ebenfalls Maurer und in den 1930er-Jahren auf diversen Baustellen beschäftigt, im Juni 1938 erstmals in der Stadt Salzburg. Er wohnte fallweise in Maxglan und Lehen, in der Scherzhauserfeldsiedlung, einst am Stadtrand von Salzburg.

Zu Beginn des Kriegsjahres 1941 heiratete Jakob HILLEBRAND die in Thomatal im Lungau geborene Maria Ernst. Ihr gemeinsames Leben war von kurzer Dauer, da der Ehemann zur deutschen Wehrmacht eingezogen wurde. Seine Frau lebte weiterhin in Salzburg, im Haus Virgilgasse 8.

Ihr Sohn Ernst Peter wurde am 23. April 1944 in Salzburg geboren. Bei seiner Geburt war sein Vater allerdings nicht mehr am Leben.

Sein gewaltsamer Tod lässt sich anhand einer Meldung über »Kriegsverluste« rekonstruieren: Jakob HILLEBRAND, Obergefreiter einer Gebirgsjägereinheit im Norden Finnlands, desertierte im Sommer 1943 während eines Heimaturlaubs. Er verweigerte somit weitere Fronteinsätze im nationalsozialistischen Angriffs- und Vernichtungskrieg.

In Strobl am Wolfgangsee hatte der Deserteur Verwandte und Freunde, die ihm Hilfe und Unterschlupf bieten konnten. Vermutet wird, dass sein Fluchtort und sein Versteck durch einen »Spitzel« der Gestapo verraten wurden. Beachtenswert ist jedenfalls, dass die Terrorzentrale der Gestapo nicht in Salzburg lag, vielmehr in Oberösterreich, damals »Reichsgau Oberdonau«.

Recherchen zeigen, dass die Gestapo-Leitstelle Linz am 22. August 1943 in der Salzburger Gemeinde Strobl fünf Männer auf einen Schlag verhaften ließ: Josef Hillebrand, seine Söhne Anton und Jakob und ihre Freunde Raimund Beinsteiner und Alois Taglöhner, Holzknecht beziehungsweise Tapezierer von Beruf, beide Gegner des nationalsozialistischen Regimes.

Tags darauf war der von der Gestapo im Gefängnis von Bad Ischl misshandelte 45-jährige Alois Taglöhner tot – »Selbstmord« laut Polizeibericht.

Der Deserteur Jakob HILLEBRAND war 33 Jahre alt, als er am 18. Oktober 1943 in Linz vom Kriegsgericht der Division 487 mit dem Tode bestraft und am 25. Februar 1944 am Landesgericht Wien mit dem deutschen »Fallbeil« enthauptet wurde.

Sein Vater Josef Hillebrand, inhaftiert wegen »Beihilfe zur Fahnenflucht«, starb nach seiner Freilassung schwer leidend am 22. April 1944 – somit am Vortag der Geburt seines Enkels Ernst Peter in Salzburg.

Jedoch kein Ende des Terrors: Wegen »Beihilfe zur Fahnenflucht« verhängte der Volksgerichtshof am 21. Juni 1944 sowohl die Todesstrafe über den 39-jährigen Raimund Beinsteiner, vollstreckt am 30. August 1944 am Landesgericht Wien, als auch die Todesstrafe über den 36-jährigen Anton Hillebrand. Seine Todesstrafe wurde aber in eine mehrjährige Haftstrafe umgewandelt.

Jakobs älterer Bruder Anton hatte das Glück, im Mai 1945 die Befreiung zu erleben. Sein jüngster Bruder Heinrich kam jedoch als Wehrmachtssoldat im Februar 1944 – knapp vor seinem 20. Geburtstag – an der »Ostfront« ums Leben – »vermisst«, wie es damals offiziell hieß.

Im befreiten Österreich erhielt ihre in St. Gilgen lebende Mutter Opferfürsorge, da ihr an Haftfolgen verstorbener Mann als politisches Opfer anerkannt wurde.
Jakob HILLEBRANDS Witwe Maria und ihr Sohn Ernst Peter, die zeitlebens in Salzburg lebten, hatten hingegen als Hinterbliebene eines Wehrmachtsdeserteurs keinen Anspruch auf Opferfürsorge.

Quellen

  • Archiv der Erzdiözese Salzburg: Matrikenbücher
  • Stadtarchiv Salzburg: Melderegister
  • Landesarchiv Salzburg: Opferfürsorgeakte S-342
  • Kriegsgericht der Division 487 Linz (St. L. III 591/43): Meldung an die Wehrmachtsauskunftsstelle Berlin
  • Volksgerichtshof 3. Senat (Vorsitz Hans Duve): Todesurteile gegen Raimund Beinsteiner und Anton Hillebrand am 21. 6. 1944 in Wien
  • Widerstand und Verfolgung in Salzburg 1934-1945, Band 1, Wien 1991, S. 572f, 626
  • Strobl am Wolfgangsee. Naturraum, Geschichte und Kultur einer Gemeinde im Salzkammergut, Hg. Johann Stehrer, Strobl 1998, S. 203
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 09.09.2024 in Salzburg, Virgilgasse 8

Meldung Kriegsgericht Div. 487 an Wehrmachtsauskunftsstelle Foto: Gert Kerschbaumer

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