Franziska HAMMER, geborene Gerstlohner, am 20. Jänner 1888 in Eggelsberg bei Braunau am Inn geboren und katholisch getauft, war mit dem Tapezierermeister Rupert Hammer verheiratet.
Das Ehepaar hatte vier in Salzburg geborene Kinder, Leopoldine, Margaretha, Mathilde und Rupert.
Die nach österreichischem Recht in Salzburg heimatberechtigte Familie wohnte im Haus Linzer Gasse 6, zweite Etage.
Im Kriegsjahr 1942 starb der Familienvater 56-jährig. Zwei seiner Kinder waren damals noch minderjährig.
Bekannt ist, dass Frau HAMMER als gläubige Katholikin über alle politischen Brüche hinweg ihrer Pfarre St. Andrä, in der sie getraut wurde, verbunden blieb, daher auch unter dem NS-Regime das Vertrauen ihres Pfarrers Franz ZEISS und Kooperators und Jugendseelsorgers Franz WESENAUER genoss und auf deren Bitte hin eine Zeit lang gefährdete Menschen aufnahm, um sie vor Verfolgung zu schützen, um ihr Leben zu retten.
Franz WESENAUER, der zuletzt Stadtpfarrer von St. Elisabeth war, erzählte im Rückblick:
Ungefähr 1940/41 kam zu uns in die Pfarre [St. Andrä] eine unbekannte Frau mit einem blonden, etwa dreizehnjährigen Knaben, der zwar katholisch, von der Abstammung aber voller Jude war. Sie bat uns um Hilfe, denn seine Eltern wären bereits verschwunden.
Mir stellte sich nun die Frage, diesen Buben zu retten oder umbringen zu lassen. Ich selbst konnte ihn nicht verstecken, da ständig die Gestapo aus- und einging. Daher brachte ich ihn zunächst zu einer Familie namens Hammer in der Linzer Gasse …
Der Bub, den seine Fluchthelfer »Jussi« nannten, konnte nur für kurze Zeit bei ein und derselben Familie Unterschlupf finden.
Um die Gefahr der Entdeckung zu verringern, musste der Bub bald einer anderen vertrauenswürdigen Familie übergeben werden. »Jussi« war nicht der einzige, dessen Leben auf diese Weise gerettet werden konnte.
Nach der Befreiung Österreichs machten die Fluchthelfer kein Aufhebens von ihrem lebensrettenden Werk. Sie respektierten, dass die Geretteten, zumeist konvertierte oder getaufte Jüdinnen und Juden, angesichts des ungebrochenen Antisemitismus ihre Identität nicht preisgeben wollten.
Anzunehmen ist, dass Frau HAMMER zeit ihres Lebens den vollen Namen des mit ihrer Hilfe geretteten »Jussi« nicht kannte.
Er war allerdings einmal zu Besuch in Salzburg, um sich bei seinen Fluchthelfern und Retterinnen zu bedanken.
Franziska HAMMER, die zu den mutigen Frauen zählte, die unter dem NS-Regime verfolgten Menschen eine Zeit lang Unterschlupf geboten und sich damit selbst und ihre Familie der Gefahr einer Verfolgung ausgesetzt hatten, war mit der ebenfalls im Haus Linzer Gasse 6 wohnenden Olga ZWEIG, einer Cousine Stefan ZWEIGs, eng befreundet, der es dank ihrer Verschwiegenheit unter dem NS-Regime gelungen war, das Leben ihres gefährdeten Pflegekindes zu retten, dessen Herkunft den Behörden zu keiner Zeit bekannt wurde.
Bemerkenswert ist außerdem, dass die 2. Etage des Hauses Linzer Gasse 6, wo Frau HAMMER mit ihren Kindern wohnte, gegen Ende des 19. Jahrhunderts den jüdischen Bürgern mangels eines Tempels als Bethaus gedient hatte.
Das war damals eine von Rabbinern, Religionslehrern und Kantoren der noch kleinen jüdischen Gemeinde in Salzburg gemietete Privatwohnung. Ihre Synagoge konnte bekanntlich erst im Jahr 1901 an der Lasserstraße errichtet werden.
Frau Franziska HAMMER starb 85-jährig im Jahr 1974 in Salzburg.
Ihre Kinder und Enkelkinder erinnern sich mit großem Respekt an ihre Mutter respektive Großmutter.
Stolperstein
verlegt am 25.09.2018 in Salzburg, Linzer Gasse 6