Hermine GRAUPNER, geboren am 9. November 1908 in Graz, Tochter des Ehepaares Anna und Moritz Graupner, war evangelisch, ledig und Schneiderin.
Die in Graz bei ihren Eltern lebende Frau war am 11. Juli 1934 in der Stadt Salzburg unterwegs: Arbeitssuche, Stadtbesichtigung, Besuch bei Freunden oder aus welchen Gründen immer.
Gewiss ist, dass sie als Passantin eines öffentlichen Verkehrsweges Opfer eines politischen Terroraktes wurde: ein Zufallsopfer, somit ohne Bezug zur politisch motivierten Tat.
Aus den Gerichtsakten geht hervor, dass bestimmte Objekte und Personen im Laufe des Jahres 1934 ins Visier des nationalsozialistischen Terrors gerieten: Bombenattentate, die Sachschäden anrichteten und Menschenleben forderten.
Um 21 Uhr 15 des 11. Juli 1934 explodierte eine Bombe, die unter einem Auto lag, das vor dem Gasthaus Bärenwirt in der Müllner Hauptstraße parkte. Durch die Wucht der Explosion wurden Metalltrümmer und brennendes Benzin auf die Straße und den Gehsteig geschleudert.
Dabei erlitten sechs unbeteiligte Personen leichte bis schwere Verletzungen.
Eines der Opfer, die 25-jährige Hermine GRAUPNER, starb anderntags an ihren Verbrennungen: »Die tödlichen Verletzungen waren mit großen Schmerzen verbunden«, heißt es im Bericht der gerichtlichen Obduktion.
Das Auto, Objekt des Terroraktes, gehörte dem Elektrounternehmer Josef Ausweger, der Bezirksführer der Vaterländischen Front unter der österreichischen Diktatur war und daher von nationalsozialistischer Seite stark angefeindet wurde.
Die Attentäter konnten sich der Verfolgung durch Flucht ins Deutsche Reich entziehen.
Unter dem NS-Regime zählte der Unternehmer Josef Ausweger weiterhin zu den Racheopfern. Er war im KZ, überstand die Terrorjahre, war nach der Befreiung Salzburgs der erste Präsident des überparteilichen KZ-Verbandes und machte politische Karriere in der Österreichischen Volkspartei (ÖVP).
Bemerkenswert ist noch, dass Hermine GRAUPNER zu den Terroropfern zählt, die weder in der 1991 publizierten Dokumentation Widerstand und Verfolgung in Salzburg 1934-1945 noch in der elektronischen Opferdatei des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW) aufscheinen.
Quellen
- Stadt- und Landesarchiv Salzburg
- Stadtarchiv und Magistrat Graz
Stolperstein
verlegt am 13.07.2015 in Salzburg, Müllner Hauptstraße 8