Victor Mordechai GOLDSCHMIDT, geboren am 10. Februar 1853 in Mainz, war das fünfte von sieben Kindern des jüdischen Ehepaares Josephine Edle von Portheim und Salomon Benedikt Goldschmidt.
Ihr Sohn Victor konvertierte zum evangelischen Glauben und heiratete seine Cousine Leontine (Lola), die am 17. Februar 1863 in Prag geborene und katholisch getaufte Tochter des Ehepaares Rosalie und Eduard Ritter von Portheim. Victor und Leontine Goldschmidts Ehe blieb kinderlos.
Victor GOLDSCHMIDT, der zunächst Hütteningenieur studierte und sich dann mit Forschungen über Kristalle an der Universität Heidelberg habilitierte, war Mineraloge, Kristallograph, Sammler und Mäzen, Honorarprofessor in Heidelberg, international renommierter Wissenschaftler und außerdem Freimaurer.
Das in Heidelberg lebende und wirkende Ehepaar Dr. Victor und Leontine Goldschmidt gründete im Jahr 1919 eine Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kunst, benannt nach seiner Mutter Josephine von Portheim und ihrem Vater Eduard von Portheim. Das Ehepaar Goldschmidt erwarb in Heidelberg ein Palais, das seither als Sitz der Portheim-Stiftung und ihres Museums für Völkerkunde mit den ethnographischen Sammlungen des Ehepaares dient.
Schon in den 1920er Jahren musste das Ehepaar Goldschmidt erkennen, dass sein Lebenswerk durch den in Deutschland erstarkenden Rassismus gefährdet war. Das Ende nahte mit dem Machtantritt Adolf Hitlers am 30. Januar 1933. Dem schwer leidenden Dr. Victor GOLDSCHMIDT war es ein Bedürfnis, seinen 80. Geburtstag nicht in der vergifteten Atmosphäre verbringen zu müssen und daher Deutschland zumindest für eine Weile den Rücken zu kehren.
Um sich der Verfolgung zu entziehen, gingen deutsche Künstler und Schriftsteller bekanntlich schon 1933 ins Exil, beispielsweise Bruno Frank und Alexander Moritz Frey, die zunächst in Salzburg Zuflucht fanden.
Dr. Victor und Leontine Goldschmidt, die sich jenseits der deutschen Grenze Regeneration erhofften, reisten Anfang Februar 1933 nach Salzburg und logierten im bescheidenen Hotel Salzburgerhof, Paris-Lodron-Straße 18.
Unbekannt ist, ob die beiden Gäste aus Heidelberg auch in der Mozartstadt antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt waren. Gewiss ist jedoch, dass der 80-jährige Dr. Victor GOLDSCHMIDT, der magenleidend war, in Salzburg schwer erkrankte und hier am 8. Mai 1933 an Magendurchbruch starb.
Seine Ehefrau, die ihm bis zuletzt liebevoll zur Seite stand, ließ seinen Leichnam nach Heidelberg überführen, einäschern und die Urne auf dem Heidelberger Bergfriedhof beisetzen.
Der Witwe Leontine Goldschmidt blieb in Heidelberg, hatte dort Schikanen und Demütigungen zu ertragen. Als am 25. August 1942 die Deportation der 79-jährigen Frau bevorstand, setzte sie ihrem Leben ein Ende.
Zu ihrem Gedenken befindet sich seit Oktober 2010 ein Stolperstein vor ihrem Wohnhaus in Heidelberg, dem einstigen Lebensmittelpunkt beider Eheleute.
In Salzburg liegt seit März 2012 ein Stolperstein für ihren in Hartheim ermordeten Neffen Dr. Eduard PORTHEIM.
Stolperstein
verlegt am 02.07.2014 in Salzburg, Paris-Lodron-Straße 18