Rosa ENGLÄNDER, geboren am 6. März 1896 in Salzburg, war das dritte Kind des jüdischen Ehepaares Gisela und Theodor Engländer. Die Familie, die seit 1891 in Salzburg lebte, war hier nach altösterreichischem Recht heimatberechtigt. Im Jahr 1909 wurde die Ehe der Eltern geschieden.
Theodor Engländer zog nach Prag und heiratete dort wieder. Seine geschiedene Frau Gisela, geborene Pollak, von Beruf Modistin, und ihre noch minderjährigen Kinder Henriette (Henny), Felix und Rosa lebten weiterhin in Salzburg und wohnten seither im Haus Griesgasse 17, 4. Etage.
Am 20. April 1914 starb Rosas Bruder Felix im Alter von 20 Jahren. Ihre ältere Schwester Henny, ebenfalls Modistin, heiratete 1920 Max Moses NEUWIRTH aus der Kaufmannsfamilie ORNSTEIN, deren Kleidergeschäft sich in der Getreidegasse befand.
Henriette Neuwirths Tochter Gisela kam hier am 21. April 1921 zur Welt, zwei Wochen nach dem Tod ihrer Großmutter Gisela Engländer, die auf dem jüdischen Friedhof in Aigen bei Salzburg beerdigt wurde. Ihr Grabstein wurde unter dem NS-Regime zerstört.
Die Geschwister Rosa und Henny, beide Modistinnen, lebten bis zum Gewaltjahr 1938 in Salzburg: Rosa, die ledig blieb, im Haus Griesgasse 17, Henny mit ihrer Familie im Haus Arenbergstraße 33. Henriette NEUWIRTH und deren Tochter Gisela wurden am 12. März 1941 von Wien nach Polen deportiert, dort in einem Ghetto oder in Treblinka ermordet (siehe Stolperstein Arenbergstraße 33).
Rosa ENGLÄNDER, die vor dem Gewaltjahr 1938 zum evangelischen Glauben (Augsburger Bekenntnis) konvertierte, flüchtete nach Prag, vermutlich zu ihrem dort lebenden Vater Theodor Engländer, dessen Schicksal noch ungeklärt ist.
Seine 45-jährige Tochter Rosa wurde am 3. November 1941 von Prag nach Lodz deportiert, entweder im Ghetto Lodz oder in einem Vernichtungslager ermordet – das Ghetto Lodz (Litzmannstadt) diente als Zwischenstation für Deportationen nach Auschwitz, Majdanek, Treblinka, Sobibor oder Chelmno.
In der Shoah-Datenbank Yad Vashem ist Rosa ENGLÄNDER als Ruzena ENGLAENDEROVA verzeichnet.
Quelle
- Stadt- und Landesarchiv Salzburg
Stolperstein
verlegt am 22.03.2012 in Salzburg, Griesgasse 17