Franz BAUMGARTNER, am 16. September 1917 in der steirischen Gemeinde Birkfeld geboren und katholisch getauft, war ein Kind der ledigen Hilfsarbeiterin Juliana Baumgartner.
Über sein junges Leben, das gewaltsam unter der nationalsozialistischen Diktatur endete, wissen wir mangels Kriegsgerichts- und Opferfürsorgeakten wenig: Er war Dreher oder Fräser von Beruf und mit Erika Ratfelder verheiratet.
Anfang des Kriegsjahres 1944 war er als Soldat der deutschen Wehrmacht in Saalfelden stationiert oder auf Heimaturlaub in der Salzburger Gebirgswelt. Die Frage, was ihn dort zur Flucht bewog, bleibt unbeantwortet.
Gewiss ist, dass Franz BAUMGARTNER desertierte, wobei ihm der Kriegsinvalide Matthias Deutinger aus Saalfelden Beistand leistete – leider erfolglos. Der von der Gestapo misshandelte Fluchthelfer überstand jedoch den Terror, wie aus einem Polizeibericht hervorgeht.
Knifflige Recherchen in München ergaben, dass Franz BAUMGARTNER 26-jährig von einem Kriegsgericht der Division 418 in Salzburg wegen »Fahnenflucht« zum Tode verurteilt und am 19. Mai 1944 in München-Stadelheim geköpft wurde. Sein Leichnam wurde am Perlacher Forst anonym verscharrt.
Über »Fahnenflucht«, Desertion oder Verweigerung des Kriegsdienstes während des Vernichtungskrieges herrschte Schweigen.
Außerdem konnte das im Salzburger Justizgebäude amtierende Kriegsgericht einen Teil seiner Akten gegen Kriegsende ungehindert vernichten – zum Schutz seiner Richter, die Todesurteile gefällt hatten.
Die Aktenvernichtung hat allerdings zur Folge, dass auch Opfer der Kriegsjustiz wie Franz BAUMGARTNER in der 1991 publizierten Dokumentation Widerstand und Verfolgung in Salzburg 1934-1945 nicht aufscheinen.
Festzuhalten ist ebenso, dass Franz BAUMGARTNER im befreiten Österreich nicht als »Opfer des Kampfes um ein freies, demokratisches Österreich« anerkannt wurde und daher seine Hinterbliebenen auch keinen Anspruch auf Opferfürsorge hatten.
Nach der Befreiung Österreichs dauerte es noch Jahrzehnte, bis die Deserteure der deutschen Wehrmacht rehabilitiert wurden: mit dem am 1. Dezember 2009 in Kraft getretenen Aufhebungs- und Rehabilitationsgesetz des österreichischen Nationalrats.
Quellen
- Archiv der Diözese Graz-Seckau (Matrikenbücher)
- Salzburger Landesarchiv (Sicherheitsdirektion 14719/47: Bundepolizeidirektion vom 22. 7. 1947)
- NS-Dokumentationszentrum München (Mitteilung 7. 9. 2015)
- Bayerisches Hauptstaatsarchiv München (JVA München 37)
Stolperstein
verlegt am 27.09.2022 in Salzburg, Kajetanerplatz 2