Anfang Februar 1944 waren drei Frauen ausländischer Herkunft, Sloweninnen, Italienerinnen oder Friulanerinnen, im Polizeigefängnis der Stadt Salzburg inhaftiert:

Anna FERFOLJA (oder FERFOGLIA), geboren am 6. Juni 1925 in Gorizia (slowenisch Gorica, deutsch Görz)

Angela FUMEO (Geburtsname vermutlich Ambrosic), geboren am 30. April 1900 in Idria (slowenisch Idrija), verheiratet, zuletzt in Istrien, Cittanova d’Istria (kroatisch Novigrad)

Alida MINIUSSI, geboren am 9. März 1923 in Monfalcone (slowenisch Tržič) in der Friaul, Friul oder Furlanija

Ihre Namen finden wir allerdings nicht unter den Terroropfern, die in der 1991 publizierten Dokumentation Widerstand und Verfolgung in Salzburg oder in der Opferdatenbank des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW) aufscheinen.

Verbürgt ist jedoch, dass Anna FERFOLJA, Angela FUMEO und Alida MINIUSSI am 4. Februar 1944 von Salzburg in das Frauen-KZ Ravensbrück deportiert wurden, aber nicht direkt über Linz und Prag, sondern – vermutlich irrtümlich – in einem Sammeltransport über Mauthausen nach Ravensbrück. Andernfalls lägen die Verfolgungsgründe noch im Dunkeln.

Das Konzentrationslager Mauthausen ließ nämlich »Häftlings-Personal-Karten« mit zusätzlichen Daten der drei Frauen anfertigen.
Damit ist dokumentiert, dass Anna FERFOLJA, Angela FUMEO und Alida MINIUSSI italienische Staatsangehörige waren, die als politische Häftlinge am 30. Jänner 1944 in Triest von der SS (Sipo und SD) in das KZ Ravensbrück »eingewiesen« wurden.

In der besetzten italienischen Hafenstadt Trieste befand sich seit September 1943 die von Odilo Globocnik als »Höherem SS- und Polizeiführer« geleitete Zentrale der »Operationszone Adriatisches Küstenland« zur Verfolgung von Juden und zur Bekämpfung von Partisanen in der Friaul, in Istrien und im Karst.

SS-Gruppenführer Odilo Globocnik, ein in Triest geborener Österreicher, war verantwortlich für Geiselerschießungen, für Folter und Morde im KZ Risiera di San Sabba und für Deportationen von politischen und jüdischen Häftlingen – mit Zwischenstation in Salzburg.

Am 15. Februar 1944 registrierte das KZ Ravensbrück den Zugang der 19-jährigen Anna FERFOLJA, der 44-jährigen Angela FUMEO und der 21-jährigen Alida MINIUSSI mit den Häftlingsnummern 28744, 28745 und 28746.

Das gewaltsame Ende der als Partisaninnen verfolgten Frauen ist ungeklärt, da die SS vor der Befreiung von Ravensbrück am 30. April 1945 alle Zeugnisse ihrer Verbrechen inklusive des Totenbuchs vernichtete.

Zu Alida MINIUSSI, die ihre Befreiung nicht erlebte, konnten italienische Forscher biografische Lücken schließen:

Miniussi Alida. Sie wurde am 9. März 1923 in Monfalcone geboren. Ein Jahr nach dem Marsch auf Rom. Sie wuchs unter dem Faschismus auf, als Tochter von Giovanni und Vrech Maria, geboren und wohnhaft in Monfalcone. Sie war Hausfrau. Und sehr jung, in ihren Zwanzigern, beschloss sie, wie viele andere in ihrem Alter, sich den Reihen der Partisanen anzuschließen, um unsere Orte von den nazifaschistischen Eindringlingen zu befreien.
Sie war Teil der glorreichen Montes-Führung. Jenem Montes des Kommandanten Sasso, der heute mit seinen Kameraden aus Monfalcone in seiner Stadt ruht.
Sie verschwand am 15. Februar 1944 im Vernichtungslager Ravensbruck, dem wichtigsten deutschen Frauenlager der Nazis, demselben Lager, aus dem Ondina Peteani entkommen konnte. Alida, die aus der Stadt Monfalcone deportiert wurde, wurde praktisch nur 21 Jahre alt, was sie keinen einzigen Monat lang feiern konnte, da sie zu früh aus dem Leben gerissen wurde.
Sie war nicht die einzige Partisanin aus Monfalcone, die während des Befreiungskrieges ihr Leben verlor.
Barone Marco’s blog, 18. November 2019 (Übersetzung: DeepL)

Schließlich ist noch festzuhalten, dass die Gestapo Salzburg über 100 Frauen ausländischer Herkunft von Salzburg nach Ravensbrück deportieren ließ, wie aus dem fragmentarisch überlieferten Haftbuch des Polizeigefängnisses der Stadt Salzburg hervorgeht.

Quellen

  • Arolsen Archives Online (Haftbuch des Polizeigefängnisses von Salzburg mit 9003 Namen 1940-1944, Häftlings-Personal-Karten von Mauthausen)
  • Blog di Barone Marco, novembre 18, 2019
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 18.10.2021 in Salzburg, Rudolfsplatz 3

<p>ANNA FERFOLJA<br />
JG. 1925<br />
IM WIDERSTAND<br />
VERHAFTET JAN. 1944<br />
DEPORTIERT 4.2.1944<br />
RAVENSBRÜCK<br />
ERMORDET 1945</p>
Häftlings-Personal-Karte von Anna Ferfolja aus dem KZ Mauthausen
Quelle: arolsen-archives.org Polizeigefängnis

Alle Stolpersteine: Rudolfsplatz 3