Walter BRAUNWIESER, geboren am 12. Juni 1922 in Hallwang, Bezirk Salzburg, war katholisch, ledig und Hilfsarbeiter. Er wohnte bei seinem verwitweten Vater im Salzburger Stadtteil Elisabethvorstadt, in einem Gemeindebau der Stadt Salzburg.
Über das Leben des jungen Mannes ist bekannt, dass er wegen seiner sexuellen Orientierung unter dem NS-Regime strafrechtlich verfolgt und hernach zur Deutschen Wehrmacht in Salzburg (Wehrkreis XVIII) einberufen wurde.
Er war seit November 1941 Angehöriger eines Gebirgsjäger-Ersatz-Regiments der Division Nr. 188. Aus der Kriegssterbefallanzeige geht hervor, dass der 19-jährige Walter BRAUNWIESER vom Kriegsgericht der Division Nr. 188 wegen »Fahnenflucht« (Desertion) zum Tode verurteilt und am 30. Juli 1942 auf dem Militärschießplatz in Glanegg bei Salzburg erschossen wurde.
Motive für seine Desertion sind mangels Kriegsgerichts- und Opferfürsorgeakten unbekannt. Sein verwitweter Vater starb nach der Befreiung Salzburgs.
Es zeigt sich, dass auch Homosexuelle aus der Deutschen Wehrmacht desertierten, doch mangels Opferfürsorgeakten zumeist unbekannt sind. Gewiss ist außerdem, dass sich Homosexuelle unter den als gefallen oder vermisst geltenden Frontsoldaten befinden.
Bemerkenswert ist noch, dass einige Opfer der NS-Militärjustiz wie der in München-Stadelheim geköpfte Deserteur Georg PRODINGER und die in Glanegg bei Salzburg erschossenen Deserteure Walter BRAUNWIESER, Ferdinand KOWATSCH und Karl REITMAIER in der 1991 publizierten Dokumentation Widerstand und Verfolgung in Salzburg 1934 – 1945 nicht aufscheinen und erst anhand der Polizeimeldekartei der Stadt Salzburg ermittelt werden konnten.
Nach der Befreiung Österreichs dauert es Jahrzehnte, bis die Wehrmachtsdeserteure in Österreich gesetzlich rehabilitiert werden – mit dem am 1. Dezember 2009 in Kraft getretenen Aufhebungs- und Rehabilitationsgesetz des österreichischen Nationalrats.
Bemerkenswert ist noch, dass das Militärkommando Salzburg auf Anregung der damaligen Landeshauptfrau Gabi Burgstaller, die Patin des »Stolpersteins« für den Kriegsdienstverweigerer Johann PICHLER ist, am 30. September 2011 in Glanegg bei Salzburg einen Gedenkstein für die Opfer des NS-Terrors, für Kriegsdienstverweigerer und Deserteure aufstellen ließ.
Der am 22. März 2012 für Karl REITMAIER in Salzburg verlegte »Stolperstein« ist der erste in Österreich für einen Deserteur der Deutschen Wehrmacht.
Quellen
- Archiv der Erzdiözese Salzburg (Matriken)
- Stadt- und Landesarchiv Salzburg (Melde- und Strafregister)
- Kriegsgericht der Division 188 (Kriegssterbefallanzeige)
Stolperstein
verlegt am 13.05.2013 in Salzburg, Plainstraße 8