Hugo ROSENBERG, geboren am 15. Mai 1894 in Bielitz, dem östlichen Zentrum des Kronlandes Österreichisch-Schlesien (seit 1920 Bielsko-Biala in Polen), war Jude, der als 15-jähriger nach Salzburg kam und hier eine Schneider- und Handelslehre im Geschäft seines Onkels Emanuel Rosenberg machte.
Dessen Ehefrau Irene war eine Verwandte von Walter SCHWARZ, Miteigentümer und Geschäftsführer des Kaufhauses S. L. Schwarz in Salzburg, Alter Markt 12.
Hier arbeitete Hugo ROSENBERG seit den 1920er Jahren als Handelsangestellter. Er wohnte auch zeitweise bei der Familie Schwarz.

Im März 1932 heiratete der 37-jährige Hugo ROSENBERG, der sich nach wie vor zu seinem jüdischen Glauben bekannte, im Magistrat der Stadt Salzburg eine junge Salzburgerin, die keine Jüdin war. Sie hatte ein lediges Kind, 1928 geboren, das durch Hugo ROSENBERGs Anerkennung der Vaterschaft legitimiert wurde und seither seinen Namen führte.
Die Familie wohnte im bürgerlichen Stadtteil Elisabethvorstadt, Bergheimerstraße 29, schließlich unweit davon im Haus Josef-Mayburger-Kai 28 – ihre letzte gemeinsame Adresse.

Salzburg war 28 Jahre lang Hugo ROSENBERGs Lebensmittelpunkt. Hier konnte er unbehelligt von behördlichen Schikanen, sogar ohne Staatsbürgerschaft der Republik Österreich und ohne die dafür notwenige Heimatberechtigung seines Wohnortes leben – bis zum Gewaltjahr 1938.

Unter dem NS-Regime ging Hugo ROSENBERGs Ehe in die Brüche. Anfang August 1938 musste er ausziehen: abgemeldet »nach Bielitz, Polen« laut Polizeimeldekartei der Stadt Salzburg.
Er wohnte jedoch vom 2. August 1938 bis 29. Mai 1939 bei seiner Cousine Elsa Rosenberg in Wien 7, Hermanngasse 16/1/9.
Im Wiener Melderegister ist ebenfalls »mosaisch« als Religion und »Polen« als Staatsangehörigkeit vermerkt.

Hugo ROSENBERG empfing unter seiner Wiener Adresse die Scheidungsklage seiner weiterhin in Salzburg lebenden Frau, die vor Gericht ausgesagt hatte, dass sie gegen ihren Ehemann, der »Volljude« sei, »unüberwindliche Abneigung« empfinde und dass dieser nicht der leibliche Vater ihres Kindes sei. Außerdem schade ihrem Kind das Führen seines Namens. Der wahre Kindesvater sei kein Jude. Seinen Namen verschwieg die Frau.
Am 13. Jänner 1939 musste dazu der beklagte Ehemann im Landesgericht Wien Innere Stadt eine Stellungnahme abgeben. Er bekannte sich weiterhin zu seiner Ehe und wollte überdies seine Vaterschaft nicht anzweifeln. Er schwieg über die Schwächen und Fehltritte anderer.
Das Verfahren zog sich allerdings in die Länge. Das im Landesgericht Salzburg gefällte Scheidungsurteil wurde Hugo ROSENBERG zu einer Zeit zugestellt, als sich dieser längst nicht mehr im nationalsozialistischen Wien aufhielt: »Empfänger unbekannt« (2. März 1943).

Recherchen über das Schicksal Hugo ROSENBERGS unter dem NS-Regime blieben bislang ergebnislos: verschollen in Polen, ermordet oder überlebt, aus den Augen, aus dem Sinn?

Jüngste Recherchen ergaben, dass seine Tochter Gertrud im September 1949 in die USA emigrierte, dort heiratete und am 15. Oktober 2004 in Denver starb.

Bemerkenswert ist noch, dass auf ihrer Todesanzeige der Name ihres Vaters angeführt wird: Hugo ROSENBERG.

Quellen

  • Stadt- und Landesarchiv Salzburg und Wien
Autor: Gert Kerschbaumer

Stolperstein
verlegt am 18.04.2013 in Salzburg, Josef-Mayburger-Kai 28

<p>HIER WOHNTE<br />
HUGO ROSENBERG<br />
JG. 1894<br />
VERTRIEBEN 1838<br />
FLUCHT POLEN<br />
SCHICKSAL UNBEKANNT</p>
Meldeschein von Hugo Rosenberg Foto: Gert Kerschbaumer

Alle Stolpersteine: Josef-Mayburger-Kai 28